Endoskopie heute 2006; 19 - P64
DOI: 10.1055/s-2006-939427

Vergleich von MRT basierter Kolonographie mit der konventionellen Koloskopie zur Beurteilung entzündlicher Veränderungen bei Patienten mit chronisch entzündlicher Darmerkrankung

AG Schreyer 1, S Feuerbach 1
  • 1Universitätsklinikum Regensburg, Diagnostische Radiologie

Einleitung: MRT basierte Kolonographie stellt eine neue Technik zur Darstellung des Dickdarmes dar. Gegenwärtig wird das Verfahren hauptsächlich zum Polypenscreening verwendet. Um die Wertigkeit des Verfahrens für Patienten mit chronisch entzündlichen Darmerkrankungen zu evaluieren verglichen wir die MR Kolonographie mit der konventionellen Koloskopie zur Beurteilung des Ausmaßes von Darmentzündungen bei Patienten mit CED.

Methoden: Wir führten bei 22 Patienten mit vermuteter oder bekannter CED eine MRT basierte Kolonographie unmittelbar vor der konventionellen Koloskopie durch. Hochauflösende 2D- und 3D-T1 Sequenzen wurden vor und nach intravenöser Kontrastmittelgabe akquiriert. Bei allen Patienten wurden virtuelle Flüge durch das Kolon angefertigt. Die Daten wurden von 2 Radiologen und einem Gastroenterologen bezüglich typischer Darmwandveränderungen bei Entzündungen (Wanddicke, Kontrastmittelaufnahme, Sekundäre Entzündungszeichen) im Konsensus ausgewertet. Alle Dickdarmsegmente wurden an hand dieser Kriterien als „nicht entzündet“, „leicht entzündet“ und „schwer entzündet“ beurteilt. Diese Ergebnisse wurden mit der Koloskopie verglichen, wobei die gleiche Graduierung verwendet wurde.

Resultate: Darmdistension und Bildqualität wurden bei 97.4% aller Darmsegmente als ausreichend bis gut beurteilt. Nur 4 von 154 Dickdarmsegmenten waren diagnostisch nicht auszuwerten. Mit der konventionellen Koloskopie als Goldstandard erreichten wir eine Sensitivität für eine korrekte Entzündungsklassifikation für jedes Segment von 58.8% für Patienten mit Colitis ulcerosa mit einer Spezifität von 91.4%. Bei 58.6% aller Segmente hatten wir identische Ergebnisse bei der Beurteilung von Entzündungen. Bei 14.3% aller Segmente wurde der Entzündungsgrad unterschiedlich eingestuft. Bei 24.2% wurden Entzündungen nicht erkannt. Bei Patienten mit Morbus Crohn erreichten wir eine Sensitivität von 31.6%. zur Entzündungsbeurteilung basierend auf einer Segmentauswertung. 65.5% aller Segmente wurden identisch zur Koloskopie beurteilt.

Bei Patienten mit M. Crohn wurden häufig leichte entzündlichen Veränderungen bei der MRT übersehen. Bei den Patienten mit Colitis ulcerosa wurden in einigen Fällen sogar schwere entzündliche Veränderung nicht durch die MRT erkannt. Der virtuelle Flug durch den Dickdarm brachte in keinem Fall eine zusätzliche diagnostische Information.

Schlussfolgerung: MRT basierte Kolonographie ist nicht geeignet, die Koloskopie bei der Evaluation der CED zu ersetzen. Besonders die niedrige Sensitivität in der Beurteilung leichter entzündlicher Veränderungen, wie sie häufig bei Patienten mit M. Crohn oder Colitis ulcerosa vorkommt, beeinträchtigt ihren Wert für eine breite klinische Routineanwendung.