Endoskopie heute 2006; 19 - P57
DOI: 10.1055/s-2006-939420

Sensitivität von nichtärztlichen Untersuchern bei der Beurteilung von Vidoekapselendoskopien (VKE)

SK Gölder 1, K Steinle 1, N Reich 1, C Hierhammer 1, E Busch 1, U Strauch 1, F Klebl 1, F Kullmann 1, H Herfarth 1
  • 1Klinikum St. Elisabeth, Straubing, Medizinische Klinik I

Einleitung: Da die vollständige Auswertung einer Videokapselendoskopie (VKE) für einen Arzt relativ zeitaufwendig ist (45–90 Minuten), könnte nach einer Vorbefundung durch eine nichtärztliche Hilfskraft mit Markierung aller als pathologisch vermuteten Befunde Zeit eingespart werden. Ziel der Untersuchung war die Erfassung der Sensitivität der Detektion pathologischer Befunde der VKE durch Personen mit und ohne Endoskopieerfahrung.

Methodik: Eine erfahrene Endoskopieschwester (ES), ein Medizinstudent (Stud) sowie zwei Ärzte (A1 und A2) beurteilten insgesamt zehn Videokapselendoskopien (VKE). A1 verfügte zum Zeitpunkt der Studie über Erfahrung in der Gastroskopie, A2 beherrschte Gastroskopie und Koloskopie. Alle Untersucher erhielten vor der Studie eine Einführung in die Software (Rapid 2.0; GIVEN Imaging (R)) und sie wurden anhand von Bildern eines Lehratlasses der VKE über die häufigsten pathologischen Befunde unterrichtet. Die Kapselvideos waren Lehruntersuchungen der Firma GIVEN Imaging(R) (n=5) und ausgewählte eigene Untersuchungen (n=5), die zuvor durch einen in der Kapselendoskopie erfahrenen Untersucher (>50 Kapselendoskopien) beurteilt worden waren. In insgesamt n=7 VKE konnten pathologische Befunde erhoben werden (Tabelle 1), n=3 VKE waren Normalbefunde.

Ergebnisse: (siehe Tabelle 1)

Schlussfolgerung: Kürzlich wurde eine Studie publiziert, die eine vergleichbare Sensitivität einer Endoskopieschwester mit einem in der VKE erfahrenen Gastroenterologen in der Erhebung pathologischer Befunde bei der VKE zeigte(Am J Gastroenterol 2003;98:2669). In unserer Studie war die Untersuchungsleistung von nichtärztlichen und ärztlichen Untersuchern vergleichbar. Von allen Teilnehmern wurden jedoch Befunde nicht markiert, die von dem erfahrenen Untersucher erkannt worden waren. Somit erscheint die Erfahrung in der Auswertung der Kapselendoskopie unabhängig von der bisherigen endoskopischen Ausbildung für die Detektion von Läsionen eine entscheidende Rolle zu spielen. Das Ergebnis impliziert auch, dass nicht allein theoretische sondern praktische Schulungen in der Auswertung der Kapselendoskopieergebnisse erfolgen sollten.

Tabelle 1: Detektion von Läsionen durch die einzelnen Untersucher im Vergleich zu den vom erfahrenen Untersucher als pathologisch gewerteten Befunden.(n=7 VKE mit pathologischen Befunden).

Läsionen (n)

Diagnose

Läsionen gesamt (n)

ES

Stud

A1

A2

VKE 1

Aktive Dünndarmblutung

8

3

7

6

7

VKE 2

M. Crohn

12

10

7

8

11

VKE 4

Sprue

4

2

2

1

4

VKE 5

Tumor im Ileum

1

1

1

1

1

VKE 7

Angiodysplasien

7

6

7

4

3

VKE 9

Aktive Dünndarmblutung

3

1

1

2

2

VKE 10

Multiple Angiodysplasien

19

17

17

17

17

Total

54/100%

40/ 74%

42/ 78%

39/ 72%

45/ 83%

Untersucher: ES Endoskopieschwester, Stud Student, Assistenzärzte A1, A2.