Endoskopie heute 2006; 19 - P35
DOI: 10.1055/s-2006-939398

Autofluoreszenzduktoskop: Ein neuartiges Endoskop zur in vivo Detektion von intraduktaler Malignität

VR Jacobs 1, H Schaaf 1, BC Weber 1, M Kiechle 1, S Paepke 1
  • 1Technische Universität München, Frauenklinik

Einleitung: Die Duktoskopie der weiblichen Brust ist als hauptsächlich diagnostische Methode seit einigen Jahren weltweit in Anwendung zur Abklärung intraduktaler Läsionen. In Erweiterung des Standardverfahrens kann eine Autofluoreszenzdarstellung zur normalen Weisslichtbildgebung hinzugeschaltet werden, führt zu visuellem Informationsgewinn und kann zur Unterscheidung zwischen gut- und bösartigen Läsionen beitragen. Wir beschreiben diese neue Methode und unsere ersten klinischen Erfahrungen.

Methodik: In Zusammenarbeit mit PolyDiagnost, Richard-Wolf-Endoskope und der Frauenklinik der Technischen Universität München wurde ein Prototyp entwickelt und weltweit erstmals in einer Serie von Patientinnen klinisch-experimentell zur Beurteilung intraduktaler Dignität eingesetzt. Das Autofluoreszenzduktoskop hat 30.000 Pixel Auflösung, einen 0,4mm Spülkanal und nur 1,2mm äusseren Durchmesser. Es ist wiederverwendbar, gebaut im modularen Konzept und kann Gas-sterilisiert werden. Nach Anwendung von lokaler Anästhesie an der Brustwarze wird mit einem Nipple-Expander (SOLEX; PolyDiagnost) der Milchgangsausgang vorsichtig dilatiert und das Duktoskop eingeführt. Die Milchgangswände werden in üblicher Weise bei Weisslicht endoskopisch inspiziert. Durch Umschaltung der Lichtquelle auf Autofluoreszenzlicht einer bestimmten Wellenlänge reflektieren körpereigene Moleküle dies Licht, normales Gewebe voll und Läsionen mit graduell reduziertes Rate. Eine intelligente Datenverarbeitung bereitet dieses Signal farblich auf, so dass alle nicht-benignen Befunde in verschiedenen Rottönen darstellbar sind; eine zusätzliche Information, die vorher im Weisslicht-Modus nicht sichtbar war.

Ergebniss: Die initiale klinische Erprobung verlief erfolgreich. Gesunde Milchwände lassen sich durch die Autofluoreszenzduktoskopie von alteriertem Gewebe farblich unterscheiden. Intraduktale Areale und Läsionen mit rötlicher Farbgebung werden nach Möglichkeit biopsiert bzw. markiert und später exzidiert. Alle Untersuchungen verliefen komplikationslos.

Diskussion: Dies neu entwickelte Autofluoreszenzduktoskop hat sich in den initialen Untersuchungen als erfolgreich erwiesen. Wellenlänge und Schwellenwerte lassen sich noch anpassen. Der Zugewinn an Information und die potentielle Unterscheidungsmöglichkeit in vivo zwischen benignen und malignen Läsionen erweitert das Indikationsspektrum der Duktoskopie und eröffnet neue Diagnostik- und Therapieansätze.

Folgerungen: Eine frühzeitige Entdeckung von intraduktaler Malignität der Brust mittels intraduktaler Endoskopie bedeutet geringere invasive Diagnostik, könnte die Zeit zwischen Diagnose und Therapiebeginn auf einem niedrigeren Erkrankungslevel verkürzen und damit zu verbessertem Überleben und Outcome beitragen.