Endoskopie heute 2006; 19 - P23
DOI: 10.1055/s-2006-939386

MRCP versus ERCP zur Diagnostik von Gallenwegskomplikationen nach Lebertransplantation

A Dechêne 1, E Maldonado-Lopez 1, C Kuehle 1, S Beckebaum 1, C Broelsch 1, G Gerken 1, T Lauenstein 1, T Zöpf 1
  • 1Klinik für Gastroenterologie und Hepatologie, Universitätsklinikum Essen

Hintergrund: Bis zu einem Drittel aller Patienten nach einer Lebertransplantation entwickeln biliäre Komplikationen (PTBS), die das Transplantatüberleben gefährden. Bis heute sind indirekte Untersuchungsverfahren nicht ausreichend zuverlässig in der Diagnose der PTBS. Ziel dieser Studie war der Vergleich der magnetresonanztomographischen Cholangiographie (MRC) mit der direkten Cholangiographie durch ERC oder PTC, dem derzeitigen Goldstandard in der Diagnostik der PTBS.

Methoden: 11 Patienten mit den klinischen Zeichen einer PTBS (Altersmedian 45 Jahre, 9 Frauen, 2 Männer) wurden in diese verblindete prospektive Studie eingeschlossen, nachdem jeweils per Leberbiopsie eine Transplantatabstoßung ausgeschlossen worden war. Alle Probanden erhielten eine MRC vor der direkten Cholangiographie. 9 Patienten mit End-zu-End-anastomose der Gallenwege erhielten eine ERC, 2 Patienten mit biliodigestiver Anastomose erhielten eine PTC. Die Untersuchungsergebnisse wurden unabhängig voneinander von erfahrenen Radiologen bzw. Gastroenterologen ausgewertet hinsichtlich der Präsenz von Stenosen, ihrer Anzahl und Lokalisation sowie des Vorhandenseins von Steinen/Gallenwegscasts.

Ergebnisse: Anhand der Ergebnisse der ERC wurden die biliären Veränderungen der Patienten wie folgt klassifiziert: keine relevante Stenose (n=1), Anastomosenstenose (AST, n=8) und ischemic-type biliary lesion (ITBL, n=2). Zusätzlich wurden epithelialer Cast (n=2) identifiziert sowie intraductale Steine (n=2). Die MRCP zeigte die Präsenz von Stenosen in 9 von 10 Fällen. Bei zwei Patienten wurde die Stenosenanzahl überschätzt, bei drei Patienten unterschätzt. Der Stenosetyp wurde von der MRC nur bei Vorliegen einer AST (8/10) korrekt beschrieben, aber Stenosen der hilären und peripheren Gallenwege, wie sie für eine ITBL typisch sind, wurden von der MRC nicht sicher dargestellt (2/10). In zwei Fällen wurden in der MRC Steine vermutet, die sich per ERC/PTC nicht sichern ließen, in einem Fall wurden Gallenwegssteine nur von der ERC diagnostiziert. Beide Fälle von epithelialem Gallenwegscast konnten nur von der direkten Cholangiographie identifiziert werden.

Schlussfolgerung: Die MRC kann zur Zeit die direkten cholangiographischen Verfahren bei Patienten mit vermuteter PTBS nicht ersetzen. Die Magnetresonanztomographie zeigt akzeptable Sensitivität in der Diagnose von AST, nicht jedoch bei peripheren Strikturen und Gallenwegsteinen bzw. -cast.