Endoskopie heute 2006; 19 - V95
DOI: 10.1055/s-2006-939361

Diffuser Ösophagospasmus durch Lugolsche Lösung bei einem Patienten mit Achalasie

M Pichler 1, J Maiss 1, M Wehler 1, N Wickles 1, EG Hahn 1, M Raithel 1
  • 1Universität Erlangen-Nürnberg, Medizinische Klinik 1 mit Poliklinik

Dargestellt wird der ausführlich videodokumentierte Fall eines 58-jährigen Patienten mit bekannter Achalasie, bei dem es im Rahmen einer endoskopischen Verlaufskontrolle unter Applikation von Lugolscher Lösung zur Frühdetektion präneoplastischer Plattenepithelareale zu einem diffusen Ösophagospasmus kam. Die Applikation von iodhaltigen Kontrast- und Desinfektionsmitteln sowie Färbereagenzien und auch iodhaltiger Medikamente führt im medizinischen Bereich nicht selten zu Iod-assoziierten allergischen Reaktionen. Bei systemischer Applikation kann dies zu potenziell lebensbedrohlichen Komplikationen wie im Falle eines allergischen Schocks führen.

Im vorliegenden Fall wurde der Patient 2004 zur Abklärung im Laufe von 10 Jahren zunehmender, intermittierender Dysphagie für feste und flüssige Speisen stationär aufgenommen. Die Diagnostik erbrachte in der Ösophagusmanometrie einen Achalasie-typischen Befund mitendoskopisch permanent erweitertem Ösophaguslumen, auffallend dichtem Schluss der Kardia und deutlich reduzierter Peristaltik. Histologisch zeigte sich entzündungsfreies Plattenepithel ohne Hinweis für Gewebseosinophilie. Nach initial durchgeführter pneumatischer Dilatationsbehandlung mit dem Witzelballon konnte über ein Jahr Beschwerdefreiheit erreicht werden. Die Wiedervorstellung erfolgte wegen intermittierender dysphagischer Bechwerden zur Evaluierung einer erneuten Ballondilatation. Endoskopisch zeigte sich erneut ein achalasietypischer Befund.. Nach Applikation von Lugolscher Lösung zur Detektion präkanzeröser Plattenepithelläsionen kam es zu einem diffusen Ösophagusspasmus mit fehlender Erschlaffung des unteren Ösophagussphinkters und starker Schmerzreaktion. Nach zweimaliger therapeutischer Ballondilatation in Kardiahöhe zeigte sich eine suffiziente Relaxation des unteren Ösophagussphinkters. Histologisch zeigte sich in Kardia- und Ösophagusbiopsaten eine fokal leichte bis mäßiggradige Ösophagitis mit geringer bis mäßiger Eosinophilie.

Zusammenfassend ist von einer Iod-assoziierten allergischen Reaktion auszugehen, so dass eine entsprechende allergologische Diagnostik angezeigt scheint. Differentialdiagnostisch kann von einem lokal-irritativen Effekt der iodhaltigen Lösung ausgegangen werden.