Endoskopie heute 2006; 19 - V79
DOI: 10.1055/s-2006-939348

Push-and-Pull-Enteroskopie in Doppelballontechnik: Methode der Wahl zur Diagnosestellung des Meckel-Divertikels beim erwachsenen Patienten mit obskurer gastrointestinaler Blutung

H Manner 1, A May 1, L Nachbar 1, C Ell 1
  • 1Dr. Horst-Schmidt-Kliniken Wiesbaden, Innere Medizin II

Einleitung: Das Meckel-Divertikel (MD) hat eine Prävalenz von 2–3% in der Bevölkerung. Häufigste Komplikation im Erwachsenenalter ist die Blutung. Die präoperative Diagnosestellung ist oft schwierig, als diagnostischer Standard gilt die Technetium-Szintigraphie. Deren Sensitivität liegt im Erwachsenenalter bei nur 63%. Die Push-and-Pull-Enteroskopie in Doppelballontechnik (PPE) ermöglicht die komplette Enteroskopie. Wir präsentieren 3 Fälle, bei denen einzig mittels PPE die Diagnose eines MD präoperativ gestellt werden konnte.

Kasuistik: Drei Patienten (2 weiblich, 1 männlich; mittleres Alter 29 Jahre) mit obskurer gastrointestinaler Blutung vom akut-rezidivierenden Typ wurden uns zur PPE aus auswärtigen Krankenhäusern zugewiesen. Dort war mittels ÖGD (3/3), Ileokoloskopie (3/3), Kapselendoskopie (3/3), Röntgen Sellink (3/3), Technetium-Szintigraphie (2/3), Push-Enteroskopie (2/3), CT Abdomen (1/3), Angiographie (1/3) kein wegweisender Befund erhoben worden. Mittels Kapselendoskopie waren in einem Fall Ulcerationen des Dünndarms festgestellt, und bei Verdachtsdiagnose eines M. Crohn eine Kortikosteroidtherapie eingeleitet worden. Bei 3 Patienten wurde die PPE über die anale Route (mittlere Untersuchungsdauer 57min.) durchgeführt, bei 2 Patienten zusätzlich primär über die orale Route (77.5min.). Prozedurenbedingte Komplikationen wurden nicht beobachtet. Bei allen Patienten konnte die Diagnose eines MD gestellt werden. Bei 2 Patienten gelang die Diagnosestellung über die anale Route, in einem Fall über die orale und anale Route. Bei einem Patient mit kapselendoskopisch V.a. M. Crohn wurde endoskopisch eine Ulceration am Divertikelsteg als Blutungsquelle detektiert. Bei 2 Patienten war die Basis des MD einsehbar ohne makroskopischen oder histologischen Hinweis auf das Vorliegen ektoper Magenschleimhaut. Nach Diagnosestellung erhielten 2 Patienten eine laparoskopische Divertikulotomie sowie ein Patient eine Dünndarmteilresektion. Bei einem Patient (in PPE Divertikelbasis nicht einsehbar) wurde histologisch ektope Magenschleimhaut im Resektat nachgewiesen.

Diskussion: Die PPE war die einzige nicht-operative Methode, die eine sichere präoperative Diagnosestellung ermöglichte. Weitere diagnostische Schritte, eine medikamentöse Fehlbehandlung sowie die explorative Laparotomie konnten vermieden werden. Unter Kenntnis der niedrigen Sensitivität der Technetium-Szintigraphie im Erwachsenenalter stellt die PPE die Methode der Wahl zur Diagnosestellung des Meckel-Divertikels bei Patienten mit obskurer gastrointestinaler Blutung vom akut-rezidivierenden Typ dar.