Endoskopie heute 2006; 19 - V70
DOI: 10.1055/s-2006-939339

Qualität der psychomotorischen Funktionen nach Sedierung mit Propofol für endoskopische Untersuchungen: Eine randomisierte, kontrollierte Studie

A Riphaus 1, T Gsettenbauer 1, MB Frenz 1, T Wehrmann 1
  • 1Klinikum Hannover Siloah, Medizinische Klinik I, Interventionelle Gastroenterologie

Einleitung: Die Verwendung von Propofol zur Sedierung bei ambulant durchgeführten Endoskopien nimmt stetig zu. Aufgrund der extrem kurzen Halbwertszeit von Propofol erscheinen die derzeitigen Empfehlungen der aktiven und passiven Nichtteilnahme am Straßenverkehr über 24 Stunden als sehr stringent.

Ziel der Studie war die psychomotorischen Fähigkeiten und die Fahrtauglichkeit vor und nach Sedierung zu evaluieren.

Methode: 100 Patienten zur Routine-Gastroskopie und Koloskopie wurden randomisiert entweder mittels Propofol allein oder mit Midazolam plus Pethidin sediert. Aufwachzeit und -qualität wurden beurteilt. Psychomotorische Fähigkeiten wurden mittels Zahlenverbindungstests (ZVT) und eines Fahrsimulatortests, eine Stunde vor und zwei Stunden nach erfolgter Endoskopie, analysiert.

Ergebnisse: 96 Patienten durchliefen sämtliche Testmethoden (mittleres Alter 52±12J., 45 weibl.). Die mittlere Aufwachzeit und -qualität waren signifikant besser nach Propofol-Sedierung mit 14 vs. 25 Min. und 8.3 vs. 6.1 Pkt. (p<0.01). Psychomotorische Fähigkeiten und Fahrtauglichkeit nach Propofol-Sedierung waren vergleichbar mit den Ergebnissen vor Sedierung, während Patienten nach Sedierung mittels Midazolam/Pethidin im Fahrsimulator signifikant häufiger von der Fahrspur abkamen (1.1 vs.1.6), die Geschwindigkeitsbegrenzung überschritten (0.3 vs. 0.6), bei Rot über die Ampel fuhren (0.05 vs. 0.11) und langsamer auf unvorhergesehene Ereignisse reagierten (1.11s vs. 1.39s) (p<0.01). Hinsichtlich der für den ZVT benötigten Zeit fand sich kein wesentlicher Unterschied in beiden Patientengruppen (Propofol: 32.1±12.0s vor vs. 33.4±12.6s nach; Midazolam/Pethidin: 31.5±11.2s vor vs. 34.6±12.8s).

Zusammenfassung: Die aktuellen Empfehlungen, Patienten nach erfolgter Sedierung für 24 Stunden weder aktiv noch passiv am Straßenverkehr teilnehmen zu lassen, sollten bei Patienten nach erfolgter Sedierung mit Propofol neu überdacht werden.