Zusammenfassung
Carc. ist eine Nosode von groÜem therapeutischem Wert, die wegen der bedauerlichen
Zunahme des kanzerogenen Miasmas in unserer Zeit für Kinder wie für Erwachsene als
ein Konstitutionsmittel von hohem Rang angesehen werden kann und muÜ. Carc. nimmt
bei weitem nicht den Platz in der Therapie ein, der ihm in der täglichen homöopathischen
Praxis eigentlich zustünde, was auf folgendes zurückzuführen ist: 1. auf eine bewuÜte
oder auch unbewuÜte Abneigung gegen seine Verordnung. Wir Homöopathen müÜten uns aber
hierüber klarwerden und die Last dieser Üngste auf uns nehmen, anstatt sie auf unsere
Patienten abzuwälzen; 2. auf ein unzureichendes Wissen im Zusammenhang mit dieser
Nosode wegen der dürftigen pathogenetischen Hinweise und mangels einschlägiger Literatur;
3. auf die Tatsache, daÜ es in den Reperto-rien nicht enthalten ist *). Carc. hat
ein weiteres therapeutisches Anwendungsgebiet mit 3 ganz unterschiedlichen Indikationen:
Es wird verwendet 1. als Konstitutionsmittel. Seine Verabreichung gemäÜ der strengen
Hahnemannschen Ühnlichkeitsregel unter Einbeziehung der Gesamtheit der Symptome scheint
den gröÜten Erfolg zu bringen. 2. als miasmatisches Mittel, wobei es in gleicher Art
und Weise als homöokanzerinisches Mittel anzusehen ist, wie wir Sulfur als ein homöopsorisches,
Thuja als homöosycotisches und Mercurius oder Luesinum als ein homöosyphilitisches
Heilmittel betrachten. Seiner Verwendung kommt bei Kanzerosen und Präkan- 1) Das neu
erschienene Repertorium von BAR-THEL und KLUNKER hat diese Lücke inzwischen geschlossen.
Die Übers. zerosen deswegen eine ungewöhnliche Bedeutung zu; 3. als Nosode mit ätiologisch-anamnesti-scher
oder isopathischer Verwendung, das heiÜt aufgrund der Kausalität. In diesem Sinne
wird es in Fällen mit hereditärer oder persönlicher Ca.-Belastung gegeben und insbesondere
als postoperatives Mittel, da sich erwiesen hat, daÜ Carc. sehr wohl in der Lage ist,
eine spezifische miasmatische Blockierung (oder bioimmunologische Blockade, wenn dieser
modernere Terminus vorgezogen wird) aufzuheben; es kann daher im wesentlichen als
ein Reaktionsmittel angesehen werden, das den ihm ex aequo zustehenden Platz unter
den klassischen Reaktionsnosoden Tub., Med., Psor. oder Lues einnehmen kann. AbschlieÜend,
und unter Hinweis auf die von FOUBISTER aufgestellte Behauptung, daÜ die Verwendung
von Carc. um so angezeigter erscheint, je weiter der Patient von einem kanzerösen
Zustand entfernt ist, möchte ich eine Bemerkung von Dr. ASKEW vom London Royal Homoepathic
Hospital (Zitat aus dem British Homoeopathic Journal vom Januar 1974, S. 25, "Lectures
on the Reper-tory") wiedergeben: "Wenn der Patient vorwiegend geistige Symptome aufweist,
muÜ eine sorgfältige Prüfung der allgemeinen Symptome vorgenommen werden und umgekehrt.
Zeigt sich beim Patienten ein begrenzter pathologischer Bereich, müssen die gesamten
physischen Symptome berücksichtigt werden, um zum richtigen Medikament zu gelangen.
Alles muÜ beachtet werden, aber die nicht angegebenen Symptome, die nicht ausgesprochen
im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit des Patienten stehen, können am ehesten zur Auffindung
des richtigen Mittels beitragen."