Zusammenfassung
Der Verfasser vergleicht zunächst zwei Mittel, Lilium und Sepia, miteinander, indem
er zwei Symptome herausgreift und die Unterschiede herausarbeitet. Dabei stellt er,
belegt durch Tonbandaufnahmen aus der Praxis, fest, daß bei Lilium das Herabdrängen
im Unterleib trichterförmig vor sich geht, während die Sepiapatienten es mehr als
gleichzeitigen Druck nach außen empfinden oder so, als ginge die Abwärtsbewegung in
der Peripherie des Beckens vor sich. Verglichen mit der Hetze und dem Getriebensein
bei Lilium stellt sich die Gleichgültigkeit des Tintenfisches geradezu als Gegenteil
dar. Während Lilium die Trägheit als angenehm empfindet, fühlt sich der Sepiapatient
bei heftiger körperlicher Anstrengung wohl. Der Verfasser will durch diese Vergleiche
zeigen, daß nicht die objektiven, für die Krank-heitsdiagnose wichtigen Symptome für
die Mittelwahl ausschlaggebend sind, sondern die kleinen, dem Patienten meist unwichtig
und nebensächlich erscheinenden subjektiven Unterschiede. Durch diese Feststellung
und an Hand einschlägiger Literaturstellen wird ein Mißverständnis richtiggestellt,
das in einigen Artikeln KENTs zum Ausdruck gekommen ist, daß nämlich die Begleitsymptome
BOENNINGHAUSENs nebensächlich für die Arzneimittelwahl seien. In Wirklichkeit meinten
Kent mit seinen "Allgemeinsymptomen", BOENNINGHAUSEN mit dem Ausdruck "Nebensymptome"
und Hahnemann mit den "sonderlichen und eigenheitlichen Symptomen" des 153 jeweils
das Gleiche, nämlich die den einzelnen Patienten charakterisierenden, vorwiegend subjektiven
Feinsymptome im Gegensatz zu den gewöhnlich für wichtig gehaltenen, vorwiegend objektiven
pathognomonischen Symptomen.