Allgemeine Homöopathische Zeitung 1977; 222(5): 185-194
DOI: 10.1055/s-2006-935814
Karl F. Haug Verlag in MVS Medizinverlage Stuttgart GmbH & Co KG, Stuttgart

Die Denkweise der homöopathischen Medizin

W. Buschauer
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Publication Date:
10 April 2007 (online)

Zusammenfassung

Die Homöopathie und die Schulmedizin gehen zwar von derselben Wirklichkeit des Kranken aus, entwickelten aber dennoch sehr verschiedene Denkweisen und Methoden. Die Klinik führte zu abstrakten Krankheitsbegriffen mit jeweils festgelegter Therapie; die Homöopathie vergleicht phänomenologisch erfaßte Krankheitsbilder mit Arzneimittelbildern. Diese Konkurrenz zwischen einer kausalanalytisch und einer phänomenologisch orientierten Medizin wird durch den Hinweis auf einen ähnlichen Gegensatz zwischen den antiken Ärzteschulen von Knidos und Kos verdeutlicht. Die knidischen Sentenzen, die wahrscheinlich von orientalischen Vorstellungen beeinflußt sind, und das hippokratische Bezugssystem, welches an die Phänomenologie der Vorsokratiker anknüpft, werden ausführlich dargestellt. Aus neuerer Zeit ist der Gegensatz der Naturerkenntnis von NEWTON und GOETHE geeignet, die Thematik zu beleuchten. Während NEWTON das Experiment verfeinert, verläßt sich GOETHE auf das sinnlich faßbare Phänomen.