Allgemeine Homöopathische Zeitung 1963; 208(12): 674-687
DOI: 10.1055/s-2006-935200
Karl F. Haug Verlag in MVS Medizinverlage Stuttgart GmbH & Co KG, Stuttgart

Reiz und Reaktion Lichte des Nervismus

Rudolf Stengel
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Publication Date:
13 April 2007 (online)

Zusammenfassung

Die reaktiven Besonderheiten der Reiztherapie, die nach Bier mit den Erfahrungen der Homöotherapie übereinstimmen, sind nach Speranski, ebenso wie die Effekte zahlreicher anderer parenteraler und enteraler Reizformen, Kennzeichen nervaler Reaktionen. Außerdem setzen nervale Reaktionen nicht die Resorption des Reizstoffes voraus, sie enden nicht mit dem Aufhören des auslösenden Reizes; die von ihnen hinterlassenen Spuren verändern die Reizschwelle und die Reaktion auf nachfolgende Reize, ihre Intensität und Reichweite ist in gewissen Grenzen der Stärke des auslösenden Reizes umgekehrt proportional. Experimentelle Untersuchungen Speranskis mit Tetanus- und Diphtherie-Toxin und in Verbindung damit Versuche Hahnemanns und Mansfelds mit Thyroxin machen es wahrscheinlich, daß die Wirkung dieser Stoffe nicht durch ihre Wanderung entlang den Nervenbahnen zustande kommt, sondern durch ihre Fähigkeit, eine ungewöhnliche, spezifische Form der Nervenreizung hervorzurufen und dadurch bestimmte Nervenmechanismen in Aktion zu bringen, die nach Speranski allen Reizstoffen eigen ist. Die Analyse der Reaktion des Organismus auf pathogene, aber auch auf therapeutische Reize läßt eine aiterative und eine regulative Phase erkennen. Jede Art der Reiztherapie einschließlich der physikalischen und Homöotherapie stützt sich, im Gegenteil zur üblichen Pharmakotherapie, auf die regulative Phase, indem sie die alterative Phase durch möglichst geringe Grade der Reizung abzuschwächen sucht.

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