Allgemeine Homöopathische Zeitung 1962; 207(5): 291-301
DOI: 10.1055/s-2006-935108
Karl F. Haug Verlag in MVS Medizinverlage Stuttgart GmbH & Co KG, Stuttgart

Anmerkungen zum Individualitätsbegriff

Wolff Bloss
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Publication Date:
13 April 2007 (online)

Zusammenfassung

Wir pflegen die Homöopathie als eine besondere Form der Individualtherapie anzusprechen. Dazu müssen wir aber den Begriff der Individualität in seiner medizinischen Bedeutung genauer entwickeln und ihn dann in Beziehung zum Menschenbild der Homöopathie bringen. Verfasser versucht dies zu tun. Es ergeben sich hierbei zwei Wege, auf dem man dem homöopathischen Individualitätsbegriff näherkommt. Erstens der wissenschaftsgeschichtliche Weg: Die Homöopathie und insbesondere ihr Bild vom Menschen ist ein Teil der Entwicklungsgeschichte der modernen Biologie seit ihrer Entstehung in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Die heutige biologische Deutung der menschlichen Individualität vereint positivistische und vitalistische Elemente. Sie wurde in Ansatz von der Homöopathie bereits bei deren Begründung vorweggenommen. Zweitens der wissenschaftsmethodologische Weg: Die moderne Wissenschaft als Ganzes, ebenfalls von der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts an gerechnet, verfährt nach bestimmten allgemein verbindlichen Denkmethoden. Diese können im einzelnen untereinander verschieden sein, sind es aber nicht im Endzweck und daher untereinander komplementär. Hieraus erklären sich gewisse, aber nur optisch begründete Unterschiede zwischen der Schulmedizin und der Homöopathie. Auch diese reiht sich folgerichtig ein in die neue wissenschaftliche Gesamtschau der heutigen Naturerkenntnis.

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