Allgemeine Homöopathische Zeitung 1962; 207(5): 268-275
DOI: 10.1055/s-2006-935105
Karl F. Haug Verlag in MVS Medizinverlage Stuttgart GmbH & Co KG, Stuttgart

Die Pharmakologie des Placebo

Hans Haas
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Publication Date:
13 April 2007 (online)

Zusammenfassung

Die Antwort auf die Frage: "Wie wirkt eine Arznei und was heilt in einem spezifisch gelagerten Krankheitsfall?" ist also durch das Placebo mit all seinen Fähigkeiten, die in ihm stecken, wesentlich komplizierter geworden. Die Pharmakologie war sich zwar immer bewußt, daß das Tierexperiment trotz seiner Eignung für die Begründung therapeutischer Erfolgsmöglichkeiten in seinen Ergebnissen nur bedingt auf die Verhältnisse des Menschen übertragbar ist, da sich die Situation des einzelnen Kranken nicht am Tier reproduzieren läßt. Erst die intensive Beschäftigung mit dem Placebo hat uns aber Gewißheit verschafft, daß es nicht genügt, die physikalisch-chemische Wirkursächlichkeit und -Wahrscheinlichkeit zu erforschen, um festzustellen, was den Arzneistoffen Heilkraft gibt. Insofern vermittelt das Placebo, das sich des Menschen als Objekt für Experimente bedient, um die Natur zu einer Antwort zu zwingen, fraglos eine vollkommenere Einsicht in die Kräfte der Arznei als der Tierversuch. Pharmakologie und Placebo gehören somit zusammen, weil sie, gemeinsam verwandt, für die Analyse von Arzneimitteleffekten einwandfreiere wissenschaftliche Informationen liefern, und es dem Placebo zu danken ist, daß auch die Wirkzusammenhänge und Ordnungen zwischen Psyche und Heilkraft der Arznei aufgetan und forschend anzugehen sind.

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