Nach der Adipositasbehandlung folg auf eine kurzfristige Gewichtsreduktion häufig
eine Wiederzunahme. Langzeitkatamnesen fehlen ebenso wie Studien über die Wirksamkeit
tiefenpsychologischer Behandlungen. Diese Studie untersucht a) Langzeiteffekte verhaltenstherapeutischer
und tiefenpsychologischer Behandlung auf Gewicht und Distress, b) Prädiktoren des
Behandlungserfolgs.
Methode: 354 Patienten mit BMI >35kg/m² und psychischer Komorbidität wurden zufällig stationärer
verhaltenstherapeutischer oder tiefenpsychologischer Behandlung zugewiesen. Die Hauptzielkriterien
BMI und Distress (GSI) wurden bei Aufnahme, Entlassung, Ein- und Dreijahreskatamnese
erhoben (Beutel et al. 2001). Rücklaufquoten betrugen nach einem Jahr 71–75%, nach
3 Jahren 68–70%.
Ergebnisse: Zur 3-Jahreskatamnese hatten 35,8% über das Ausgangsgewicht zugenommen, 31,7% hatten
wieder zugenommen, waren aber unter ihrem Aufnahmegewicht geblieben. Als eindeutig
erfolgreich ist ein Drittel der Patienten einzustufen: 14,6% hatten weiter (>5%) abgenommen
mit einer Gewichtsreduktion um 3,3 BMI-Einheiten (8kg). Weitere 17,9% hatten deutlicher
abgenommen (7 BMI–Einheiten, 21kg). Bzgl. Nebenzielkriterien Essverhalten, Befinden
und Lebenszufriedenheit profitierten am stärksten Patienten mit höherer Gewichtsreduktion.
Diese waren häufiger voll erwerbstätig. Sie schrieben ihr Gewicht bei Klinikaufnahme
eher ihrem Essverhalten zu als ihrer Veranlagung, hatten eine größere Selbstwirksamkeitserwartung,
einen höheren Leidensdruck und waren länger in stationärer Behandlung.
Diskussion: Die vorliegende Untersuchung zeigt, dass ein stationärer tiefenpsychologischer Ansatz
gleichermaßen zielführend sein kann wie ein verhaltenstherapeutischer Zugang. Klinisch
relevant sind Prädiktoren für langfristige Gewichtsreduktion. Die begrenzten Langzeiterfolge
regen an, über die Vernetzung ambulanter und stationärer Therapie bzw. über stationäre
Wiederholungsbehandlung nachzudenken.
Schlüsselwörter
Adipositas - Therapievergleich - tiefenpsychologisch - verhaltenstherapeutisch