Für die Lungenbiopsie, der Goldstandard in der Diagnostik von diffusen parenchymalen
Erkrankungen, ist gerade bei kritisch kranken Patienten mit bedrohlich eingeschränkter
pulmonaler Funktion eine deutliche perioperative Mortalität bei eingeschränktem Nutzen
beschrieben worden.
In einer retrospektiven Studie wurden die Durchführbarkeit, Komplikationen und Aussagefähigkeit
von Lungenbiopsien bei beatmeten Patienten mit diffusen pulmonalen Infiltraten und
akutem Lungenversagen ausgewertet. Die Indikation für den Eingriff bei unklarer progessiver
respiratorischer Insuffizienz war gegeben, wenn Computertomographie und Bronchoskopie
keine richtungweisenden Aussagen liefern konnten. Über einen Zeitraum von 6 Jahren
wurde bei 20 Patienten (mittleres Alter 55 (16–76) Jahre) eine Lungenbiopsie durchgeführt.
Aufgrund der schwere der pulmonalen Einschränkung (mittlere FiO2 0,75 (0,3–1,0)) erfolgte der Eingriff bei 12 Patienten als offene Lungenbiopsie auf
der Intensivstation. Eine thorakoskopische Biopsie mit Einzellungenbeatmung war nur
in einem Fall möglich. Die Eingriffe, bei denen jeweils mehrere Biopsien entnommen
wurden, konnten ohne Komplikationen durchgeführt werden. Drei Patienten wiesen ein
über mehr als 2 Tage persistierendes Luftleck bei forciertem Beatmungsprotokoll auf.
Mittels der histologischen und mikrobiologischen Diagnostik an den Biopsien konnte
bei 14 von 20 Patienten eine spezifische Diagnose gestellt werden, hierunter lag in
5 Fällen ein malignes Geschehen vor. Eine Änderung der Therapie ergab sich in 15 der
20 Patienten (75%). Auch bei hochgradiger Einschränkung der pulmonalen Funktion lässt
sich mit geringem Risiko eine offene Lungenbiopsie durchführen. Eine frühzeitige histologische
Sicherung der zugrunde liegenden Erkrankung bei beatmungspflichtigen Patienten mit
unklarem, pulmonalem Versagen führt in der Mehrzahl der Fälle zu einer Therapieänderung.