ZFA (Stuttgart) 2006; 82(8): 349-351
DOI: 10.1055/s-2006-933517
Der besondere Artikel

© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

„Durch großen Zufall dem Inferno entronnen.” Der deutsche Arzt Herbert Lewin (1899-1982)

“Escaping from the Inferno by Big Chance” The German Doctor Herbert Lewin (1899-1982)R. Schwoch1
  • 1Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Institut für Geschichte und Ethik der Medizin, Hamburg
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Publication Date:
25 August 2006 (online)

Die Welt der Lebenden und die Welt der Überlebenden sind unendlich weit voneinander entfernt. Wie sich ein Mensch fühlt, dem sein Leben durch Zufall wiedergegeben worden ist, hat Christa Wolf in ihrem Buch „Kindheitsmuster” beeindruckend formuliert: „Die Freundin, die als Sechzehnjährige von Theresienstadt nach Auschwitz kam, zwei Jahre später vom ‚Transport’ floh, der den Tod bedeutet hätte: Die Wirklichkeit sei für sie seitdem hinter einem Schleier, der nur manchmal, in seltenen Augenblicken, zerreiße. Sie selbst, obwohl nachts von Albträumen, tagsüber nicht selten von Verfolgungsangst bedroht, sei sich zugleich seltsam gleichgültig geworden. Der Tod war das für sie Bestimmte; dass sie überlebt habe: Zufall. Einem zufälligen Überleben könne man selbst nicht wieder den gleichen Wert beimessen wie einem Leben, das einem nie bestritten worden ist.”[1] Auch Prof. Dr. med. Herbert Lewin war ein Holocaust-Überlebender, auch er hat empfunden, nur durch „großen Zufall dem Inferno” entronnen zu sein.[2]

Herbert Lewin wurde am 1. April 1899 in Schwarzenau (Czerniejewo), im Bezirk Bromberg (Bydgoszcz), Provinz Posen (Poznania) geboren. Er wuchs in einem bürgerlich-liberalen Elternhaus auf, in dem Polen und Deutsche der Bürgerschicht miteinander lebten; um niemanden zu diskreditieren, sprach man französisch. Nach dem Ende des Ersten Weltkrieges begann er zunächst ein Studium der Landwirtschaft und Staatswissenschaften. Er wollte den landwirtschaftlichen Betrieb des Vaters übernehmen, entschied sich dann aber doch, Medizin zu studieren. Der Grund für diesen Wechsel lag vor allem darin, dass er zum Einen insbesondere bei den Grundbesitzern auf einen vehementen und aggressiven Antisemitismus gestoßen war und zum Anderen wusste, dass der ärztliche Beruf seit langem eine Nische bildete, in der jüdische Deutsche in gewissem Sinne geduldet waren. Jüdischen Ärzten war jedoch meist die Chance verwehrt, eine wissenschaftliche Karriere einzuschlagen: Sie blieben in der Regel von öffentlichen Ämtern ausgeschlossen; das Amt des Ordinarius blieb für sie die absolute Ausnahme. Grund war ein weit verbreiteter Antisemitismus, der auch vor den Hochschulen nicht Halt machte. Diese antisemitische Haltung wurde am Ende des 19. und in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts zudem mit biologischen und rassischen Theorien vermischt, wodurch sie nicht nur eine moderne wissenschaftliche Legitimierung, sondern auch eine besonders militante und schlagkräftige Ausrichtung erhielt. Ein Großteil des deutschen Bildungsbürgertums, und damit auch der Ärzteschaft, zeigte einen Antisemitismus, der „integraler Bestandteil ihres elitären Selbstverständnisses” war.[3] 1875 gab es im Deutschen Reich 75 jüdische Hochschullehrer aller Statusgruppen: von den in der Fakultät weitgehend rechtlosen und unbesoldeten Privatdozenten über die außerordentlichen Professoren bis hin zu den Ordinarien. Diese 75 machten 5,9 % aller Hochschullehrer aus. 1890 waren 7,7 % aller Hochschullehrer Juden; 1910 waren es 7,9 %. Von da an ist ein Abstieg der Zahlen der Ordinarien festzustellen. „Gleichzeitig aber wuchs deutlich die Zahl der jüdischen Privatdozenten”, so der Hamburger Medizinhistoriker Heinz-Peter Schmiedebach, „also derjenigen Personen, die sich habilitiert hatten, ohne dass jedoch Aussicht auf eine wirkliche Karriere im Hochschullehrerbereich bestand. Man kommt also kaum umhin anzunehmen, dass der Antisemitismus auf die Berufungspolitik nach 1890 einen deutlichen Einfluss hatte. Nach wie vor spielte, obwohl es dafür keine gesetzliche oder sonstige Grundlage gab, der Taufdruck eine gewisse Rolle.”[4] Die meisten jüdischen Ärzte dürften seit der Einführung der gesetzlichen Krankenversicherung 1883 deshalb als Kassenärzte gearbeitet haben. All dies bildete den Nährboden für viele nichtjüdische Kollegen, ihre Vorurteile gegenüber einer deutschen Minderheit zu festigen.

1923 machte Herbert Lewin sein Staatsexamen und promovierte zum Dr. med.[5] Zwei Jahre später heiratete er die Berliner Ärztin Dr. Alice Belgard.[6] 1931 ließ sich Lewin als Facharzt für Gynäkologie und Geburtshilfe in Berlin nieder. Sein berufliches Ziel war jedoch nicht die freie Praxis, sondern eine wissenschaftliche Laufbahn. So reichte er 1932 seine Habilitationsschrift über das Blutdruckproblem in der Gynäkologie und Geburtshilfe ein, deren Annahme jedoch ohne Kommentar verweigert wurde. Antisemitische Gründe liegen hier nahe.

Neben seiner praktischen und wissenschaftlichen Arbeit bestimmte auch die Politik sein Leben: seit 1922 war Lewin SPD-Mitglied. Darüber hinaus wurde er Mitglied der Gesundheitsdeputation sowie des Hebammenausschusses von Berlin und gehörte bis 1933 dem „Hauptausschuss des Reichsvereins Volksernährung” an. Über den Reichsverein schrieb Lewin selbst Jahre später: „Ab 1929/1930 hatten wir in Berlin eine regelrechte Hungersnot unter der armen Bevölkerung, die wiederum die Folge der Arbeitslosigkeit war bei gleichzeitiger Saturiertheit der wohlhabenden Kreise. Einige Menschen fanden sich, um der Unterernährung entgegenzutreten. Wir gründeten den Reichsverein Volksernährung, gaben Rezepte heraus mit dem Titel ‚Satt werden für wenig Geld’ und schufen in allen Gegenden Berlins Volksküchen. […] Dem Reichsverein gehörten die demokratischen Kreise von SPD, Deutscher Demokratischer Partei, Zentrumspartei und noch andere an.”[7] Den Zusammenhang zwischen Arbeitslosigkeit, Ernährungsnot und deren Einwirkungen auf die Gesundheit stellte Lewin 1932 in einem Aufsatz vor: Die Mehrfachbelastungen vieler Frauen durch Haushalt, Kinder und außerhäusliche Arbeit stelle eine zu starke Belastung des weiblichen Organismus dar. Diese Schädigung wirke sich in vieler Hinsicht nicht nur auf die Gesundheit der Frau aus, sondern überhaupt auf die Volksgesundheit.[8] Damit hat er sich in die Reihe derjenigen gestellt, die sich für Aufklärung und Hilfe vor allem in der armen Bevölkerung stark gemacht haben; dieses sozialmedizinische Engagement hat er sich bis an sein Lebensende bewahrt.

1935 wurde Lewin Chefarzt an der gynäkologisch-geburtshilflichen Abteilung und Poliklinik wahrscheinlich des Berliner Israelitischen Krankenhauses in der Elsässerstraße.[9] Zwei Jahre später verschlug es ihn nach Köln an das dortige Krankenhaus des Israelitischen Asyls. Dieses 1869 gegründete Asyl für Kranke und Altersschwache war ein hoch geschätztes Krankenhaus, das bis 1933 vorwiegend von Nichtjuden belegt worden war.[10]

Mit der 4. Verordnung zum Reichsbürgergesetz wurde auch Lewin die Approbation entzogen. Darin heißt es: „Bestallungen (Approbationen) jüdischer Ärzte erlöschen am 30.9.1938. […] Juden, deren Bestallung erloschen und denen keine Genehmigung erteilt ist, ist die Ausübung der Heilkunde verboten. Diejenigen, die die Genehmigung erhalten, dürfen nicht die Bezeichnung ‚Arzt’, sondern nur die Bezeichnung ‚Krankenbehandler’ führen.”[11] Als so genannter Krankenbehandler erhielt er eine durch die Reichsärztekammer jederzeit widerrufbare Erlaubnis, nur noch jüdische Patienten medizinisch zu versorgen. Jüdische Ärzte wurden damit endgültig auf den kleinen Kreis der nächsten Familienangehörigen und der jüdischen Patienten zurückgedrängt. Umgekehrt wurden auch jüdische Patienten zunehmend von der ärztlichen Behandlung ausgeschlossen, weil immer weniger „Krankenbehandler” kassenärztlich tätig waren.[12] Ende 1938 waren noch knapp 300 so genannte Krankenbehandler von ehemals etwa 6 500 praktizierenden jüdischen Ärzten in Deutschland zugelassen.[13]

Es wäre verfehlt, aus dieser relativen Sicherheit auf ein ruhiges Leben Lewins zu schließen, denn Herbert Lewin wurde mehrfach verhaftet und von der Gestapo vernommen. Im Oktober 1941 wurden er und seine Frau Alice mit dem Sohn Renèe sowie weiteren 2 014 Kölner Juden in das Lodzscher Getto deportiert.[14] Alice Lewin, von Lodz nach Auschwitz und Ravensbrück verschleppt, wurde noch im April 1945 vor den Augen des Sohnes Renèe erhängt.[15] Den Vater, Herbert Lewin, trieb man im August 1944 mit einem der letzten Transporte nach Auschwitz-Birkenau, von dort nach Sachsenhausen, Schwarzheide bei Dresden und schließlich nach Theresienstadt, wo er im Juli 1945 befreit wurde. In all diesen Lagern wurde Lewin als Arzt eingesetzt; damit musste er gegen unvorstellbare Hungersnot, Ängste und daraus entstehende Krankheiten ankämpfen - und das mit kaum vorhandenen Mitteln. Herbert Lewin verließ dieses Todeslager im Sommer 1945 Richtung Köln. Dort erst erfuhr er, dass seine Frau ermordet wurde. Wahrscheinlich wähnte er auch seinen Sohn Renèe tot. Aber Renèe hatte ebenso überlebt, kam jedoch unter anderem Namen in eine christliche Pflegefamilie in den Schwarzwald; als die Pflegeeltern zu alt waren, brachte man ihn in einem Heim unter.

Herbert Lewin gelang es nun doch noch, eine wissenschaftliche Karriere einzuschlagen. 1948 habilitierte er sich bei Prof. Ludwig Nürnberger[16] an der Universitätsfrauenklinik in Köln. Daraufhin wurde Lewin zunächst Chefarzt, dann Direktor an der Städt. Frauenklinik in Offenbach. 1952 ernannte man ihn zum außerplanmäßigen Professor an der Frankfurter Universität, 1965 zum ordentlichen Professor, allerdings bei gleichzeitiger Emeritierung; Lewin war bereits 66 Jahre alt. Die Jahre bis zu seinem Tod im September 1982 waren ausgefüllt mit ärztlicher Tätigkeit, wissenschaftlicher Arbeit und dem Engagement für die Interessen der Juden in Deutschland und Israel. Er war Vorsitzender des Direktoriums des Zentralrats der Juden in Deutschland und Mitglied des Vorstandes der Deutschen Krankenhausgesellschaft. Er erhielt Auszeichnungen und Anerkennung. Aber all diese Daten täuschen Normalität vor. Seine Berufung nach Offenbach war vom ersten großen antisemitischen Skandal in der Bundesrepublik überschattet: Direkt nach der Wahl durch den Offenbacher Magistrat wurde die Berufung Lewins abgelehnt! Bürgermeister Kasperkowitz habe den Gewählten unter Berufung auf dessen jüdische „Abstammung” und politisches Schicksal für untragbar erklärt; Oberbürgermeister Rebholz habe gar gemeint, Lewin würde mit dem Rachegefühl eines KZlers seine Arbeit antreten, keine „deutsche” Frau könne sich ihm mit ruhigem Gewissen anvertrauen. Erst die Intervention der vorgesetzten Behörden und ein weltweiter öffentlicher Protest veranlassten den Offenbacher Magistrat, sein Votum zu korrigieren.[17]

Die unbewältigten Folgen des Nationalsozialismus musste Herbert Lewin auch im privaten Bereich erleben. Seine zweite Frau, Irma Lewin, geb. Sternberg, die ebenfalls in einem Konzentrationslager interniert war, gehörte zu den zahlreichen zunächst Überlebenden, die keine Möglichkeit fanden, mit ihren Erlebnissen fertig zu werden; sie war eine gebrochene Frau.[18] Irma Lewin starb am 4.2.1978, zehn Tage vor dem dreißigsten Geburtstag der gemeinsamen Tochter Margerit Beate, die sich gut drei Jahre später wahrscheinlich das Leben nahm. Margerit Beate konnte das Wissen um das Schicksal ihrer Eltern offensichtlich nicht ertragen.[19]

Herbert Lewin und seine Familie waren Juden und gehörten damit einer Religion an, die in jahrhundertelanger Tradition in abfälliger und verhasster Weise verurteilt worden war. Es waren in erster Linie Mediziner, die das Konstrukt von einer „erblichen Minderwertigkeit” hergestellt und damit Sinti, Roma, Farbige, Polen, Slawen und eben auch Juden nicht nur als „rassefremd”, sondern auch als „rassisch minderwertig” deklariert haben. Dieses zunächst theoretische Gebilde wurde von den Nationalsozialisten übernommen; die Konsequenz war ein millionenfacher Mord.

1986 gedachte die Öffentlichkeit Herbert Lewin zum ersten Mal, als die Kölner Haedenkampstraße, damals noch Sitz der BÄK und KBV, in Herbert-Lewin-Straße umbenannt wurde - allerdings nicht ohne ärztlichen Protest.[20] Die Berliner Adresse von BÄK und KBV heißt heute Herbert-Lewin-Platz; damit haben die beiden ärztlichen Spitzenorganisationen ein wichtiges Zeichen gesetzt.

1 Wolf, Christa: Kindheitsmuster, Darmstadt/Neuwied: Luchterhand Verlag 1984, 11. Aufl. S. 308-309.

2 Vgl. Wuttke, Walter: Das Schicksal der jüdischen Ärzte in Deutschland am Beispiel Herbert Lewins, unveröffentlichtes Manuskript o. J., S. 24. Ich danke Dr. Walter Wuttke für die Überlassung seiner wertvollen Forschungsergebnisse.

3 Vgl. Schmiedebach, Heinz-Peter: Jüdische Ärzte in Berlin - Wissenschaft und ärztliche Praxis im Spannungsfeld zwischen Emanzipation und Antisemitismus, in: www.kvberlin.de/Homepage/organ/chronik/, S. 5 (30.1.2006).

4 Vgl. Schmiedebach: Ärzte, S. 6-7.

5 Lewin, Herbert: Eine Dermoidcyste im Wirbelkanal, Berlin Diss. med. 1924.

6 Bez. des Vor- und Nachnamens sowie des Geburtsjahres von Alice Lewin, geb. Belgard, tauchen Unstimmigkeiten auf, die noch einer Klärung bedürfen; in den Quellen steht Alice und Alwine, Belgard und Belgrad; das Geburtsjahr variiert zwischen 1898 und 1899; vgl. Reichsmedizinalkalender 1926 bis 1933; RAR (KVD DVD-Datensatz): Lewin, geb. Belgrad, Alice, geb. 1899; Die jüdischen Opfer des Nationalsozialismus: Gedenkbuch (= Mitteilungen aus dem Stadtarchiv von Köln, hrsg. von Hugo Stehkämper, Heft 77), Köln 1995, S. 278.

7 Zitiert nach: Wuttke: Schicksal, S. 28.

8 Lewin, Herbert: Arbeitslosigkeit, Ernährungsnot und ihre Einwirkungen auf die Gesundheit der Frau, in: Blätter für Volksgesundheitspflege. Gemeinverständliche Zeitschrift des Landesausschusses für hygienische Volksbelehrung in Preußen des Deutschen Vereins für Volkshygiene 32 (1932), S. 165-167.

9 Es ist noch nicht geklärt, ob Lewin am Jüdischen Krankenhaus in der Iranischen Straße oder im Israelitischen Krankenhaus in der Elsässerstraße tätig war; Letzteres ist jedoch wahrscheinlicher. Im Geburtstagswunsch der Zeitschrift „Das Krankenhaus” ist von einer Jüdischen Frauen-Poliklinik in Berlin die Rede, wohin er 1935 zum Chefarzt berufen worden sei; diese Poliklinik ist jedoch nicht bekannt. Vgl. o. N.: Professor Dr. med. Herbert Lewin wird 75 Jahre, in: Das Krankenhaus. Zentralblatt für das Deutsche Krankenhauswesen 66 (1974), Heft 3, S. 111. Eine andere Quelle berichtet von der Jüdischen Poliklinik für Frauenkrankheiten und Geburtshilfe in Berlin; vgl. Gauß, C. J./Wilde, B.: Die deutschen Geburtshelferschulen. Bausteine zur Geschichte der Geburtshilfe, München-Gräfelfing: Werk-Verlag Dr. Edmund Banaschewski 1956, S. 128-129. Auf der Internetseite www.bm.shuttle.de/bm/scholl-gym/projekte/Asyl/webs/arzt.htm (30.1.2006) ist die gynäkologisch-geburtshilfliche Abteilung und Poliklinik des Jüdischen Krankenhauses Berlin erwähnt.

10 Vgl. Becker-Jákli, Barbara: Das jüdische Krankenhaus in Köln. Die Geschichte des Israelitischen Asyls für Kranke und Altersschwache 1869-1945 (= Schriften des NS-Dokumentationszentrums der Stadt Köln, Bd. 11), Köln: Emons Verlag 2004.

11 Vgl. Deutsches Ärzteblatt 68 (1938), S. 545 f; RGBl. I, S. 969.

12 Schwoch, Rebecca: Ärztliche Standespolitik im Nationalsozialismus. Julius Hadrich und Karl Haedenkamp als Beispiele (= Abhandlungen zur Geschichte der Medizin und der Naturwissenschaften, Bd. 95), Husum: Matthiesen Verlag 2001, S. 151-153, 161-163, 209-213, 255-263; dies.: „Die amtlichen Gesundheits- und Fürsorgestellen müssen für alle sorgen …” Nationalsozialistische Versorgungsstrukturen: Gesundheitspolitische Vorstellungen versus Versorgung im Alltag, in: Stöckel, Sigrid/Walter, Ulla (Hrsg.): Prävention im 20. Jahrhundert. Historische Grundlagen und aktuelle Entwicklungen in Deutschland, Weinheim/München: Juventa 2002, S. 136-151.

13 Leibfried und Tennstedt gaben exakt 285 „Krankenbehandler” für Ende 1938 im Deutschen Reich an; vgl. Leibfried, Stephan/Tennstedt, Florian: Berufsverbote und Sozialpolitik 1933. Die Auswirkungen der nationalsozialistischen Machtergreifung auf die Krankenkassenverwaltung und die Kassenärzte. Analyse. Materialien zu Angriff und Selbsthilfe. Erinnerungen (= Arbeitspapiere des Forschungsschwerpunktes Reproduktionsrisiken, soziale Bewegungen und Sozialpolitik, Nr. 2, Universität Bremen), Bremen 1981, S. 106; Schwoch: Standespolitik, S. 263.

14 Alice Lewin wurde im Lodzer Getto als Leiterin eines so genannten Sanitätspunktes eingesetzt; vgl. www.bm.shuttle.de/bm/scholl-gym/projekte/Asyl/webs/arzt.htm (30.1.2006); auf dieser Internetseite steht, Alice Lewin sei am 5.5.1945 gestorben, als sie mit einem Schiff untergegangen sei.

15 Mitteilung von Renèe Lewin an die Verfasserin vom 6.5.2004.

16 Prof. Ludwig Nürnberger: geb.: 17.7.1884 in Aschbach/Bamberg; gest.: 10.4.1959 in München; Gynäkologe und Geburtshelfer; ab 1947 Direktor der Universitäts-Frauenklinik Köln; vgl. Kürschners Gelehrtenkalender 1950 und 1961.

17 Vgl. Dirks, Walter: Der Fall Offenbach, in: Frankfurter Hefte. Zeitschrift für Kultur und Politik 5 (1950), Heft 1, S. 32-40; o. N.: Die Gutachten für und wider Dr. Lewin, in: Frankfurter Hefte. Zeitschrift für Kultur und Politik 5 (1950), Heft 3, S. 240-242; Wuttke: Schicksal, S. 26-28.

18 Vgl. Wuttke: Schicksal, S. 28.

19 Vgl. schriftliche Auskunft aus dem Melderegister der Stadt Offenbach am Main und des Einwohnermeldeamtes Berlin; Wer ist Wer 1967; Wuttke: Schicksal, S. 28.

20 Am 22.5.1986 fand die Straßenumbenennung im Beisein der dritten Ehefrau Herbert Lewins, Charlotte Auguste Lewin, statt. Vgl. Jäckle, Renate: Adressenänderung ohne Sinneswandel. Wie das „Deutsche Ärzteblatt” auf die Ehrung eines verfolgten jüdischen Kollegen reagiert, in: Süddeutsche Zeitung vom 22.5.1986; Pesch, Matthias: Ein neuer Name als Akt der Wiedergutmachung. Die Herbert-Lewin-Straße mit einer Gedenkstunde gewürdigt, in: Kölner Stadt-Anzeiger vom 23.5.1986; Leggewie, Claus: Proteste aus dem Ärztehaus. Warum der ärztlichen Stadtvertretung ihre neue Adresse nicht gefällt, in: Die Zeit vom 30.5.1986.

Dr. R. Schwoch

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