Zentralbl Gynakol 2006; 128(3): 104-112
DOI: 10.1055/s-2006-933510
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© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Frauen-„Heilkunde” und Geburtshilfe - Gedanken zum Abschied[1]

Women “Healthcare” and Obstetrics - “Thoughts of Farewell”H. Hepp
  • 1Schloß-Straße 15, 82266 Buch am Ammersee
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Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
06. Juni 2006 (online)

Zusammenfassung

Medizin, und in ihr auch die Frauenheilkunde und Geburtshilfe, ist im Verlauf des letzten Jahrzehnts geprägt von Veränderungen der Interaktion Patientin-Arzt/in, dem Arbeitszeitgesetz, der Einführung des Entgeltsystems nach Fallpauschalen und dem Eingriff der politischen Administration in die Autonomie der medizinischen Fakultäten. Der Beitrag befasst sich mit diesen überwiegend ökonomisch bedingten, in Wechselwirkung stehenden und über das Fachgebiet hinausgreifenden Veränderungen. Der Fortschritt der Medizin durch Forschung bewirkt die Leistungs- und erst sekundär die Kostenexplosion. Hinzu treten weitere, die Finanzierung des Gesundheitswesens bestimmende Determinanten: die demografische Entwicklung unserer Gesellschaft, die veränderte Arbeitswelt und die besonders in der Gynäkologie und Geburtsmedizin ausgeprägte Verrechtlichung. Diese, die Zukunft der Medizin bestimmende politische, ethische und rechtliche Herausforderung muss die Ärzteschaft annehmen. Lösungsansätze werden aufgezeigt.

Abstract

Medicine, and so within also gynecology and obstetrics is shaped in the process of the last decade by changes of interaction between female-patient and physician in “Arbeitszeitgesetz” (law upon daily working time), the introduction of payment-system an case by case based lump-sums and intrusion (interference) of the political administration into autonomy of medical faculties. The contribution concerns with these prevailing economical required changes, interacting and beyond inter-disciplinarity. The progress in medicine by research is causing potential capacity and secondary costs explosion. Including financing of health service and decisive determinants: the demographic development of society, the change in working sphere and particularly law-dominated prenatal-medicine. This, future of medicine determining political, ethical and legal challenge must be accepted by medical professions. Solutions are pointed out.

1 Erweiterte Fassung der Abschiedsrede (I) anlässlich der letzten akademischen Vorlesung (II) „Die Geburt aus der Sicht eines Expressionisten” am 3.6.2005 im Klinikum Großhadern der LMU München

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1 Erweiterte Fassung der Abschiedsrede (I) anlässlich der letzten akademischen Vorlesung (II) „Die Geburt aus der Sicht eines Expressionisten” am 3.6.2005 im Klinikum Großhadern der LMU München

2 Die Therapie der ungewollten Kinderlosigkeit wird, im Gegensatz zur „Therapie” einer ungewollten Schwangerschaft durch Abtreibung, zur Wunschleistung degradiert und aus der GKV systematisch eliminiert.

3 Gleichzeitig mit dem Ministerbeschluss (2004) zur Auflassung der Frauenklinik Maistraße wurde an der Universität Regensburg für die dort immatrikulierten 75 (!) Studenten ein zweiter Lehrstuhl Gynäkologie und Geburtshilfe mit Schwerpunkt Geburtshilfe - ohne Berufungsverfahren - auf der Basis eines vor vielen Jahren abgeschlossenen Kooperationsvertrages errichtet.

Prof. Dr. H. Hepp

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