Zentralbl Chir 2006; 131(4): 332-340
DOI: 10.1055/s-2006-933459
Originalarbeiten und Übersichten

© J. A. Barth Verlag in Georg Thieme Verlag KG

Risikomanagement im Operationsbereich

Ergebnisse eines Pilotprojektes zum interdisziplinären „Incident-Reporting”Risk Management in the Operation RoomResults of a Pilot Project of Interdisciplinary “Incident Reporting”R. Horstmann 1 , G. Hofinger 2 , M. Mäder 3 , P. W. Gaidzik 4 , H. Waleczek 5
  • 1Herz-Jesu-Krankenhaus Münster, Abtlg. für Allgemein-, Viszeral- und Gefäßchirurgie, Münster
  • 2Plattform „Menschen in komplexen Arbeitswelten” e. V., Remseck
  • 3LTU Lufttransport-Unternehmen GmbH, Abtlg. Flugsicherheit, Düsseldorf
  • 4Institut für Medizinrecht, Universität Witten/Herdecke
  • 5Ev. Krankenhaus Hattingen, Chirurgische Abteilung, Hattingen
Further Information

Publication History

Publication Date:
24 August 2006 (online)

Preview

Zusammenfassung

Hintergrund: Methoden der Fehleranalyse sind geeignet, die Patientensicherheit zu erhöhen, aber auch Personalzufriedenheit zu verbessern und im Sinne der Prozesskontrolle materiellen Schaden vom Krankenhaus abzuhalten. Ziel des vorgestellten Pilotprojektes war es, Grundlagen für die Etablierung einer neuen Fehlerkultur und die Voraussetzungen für die Messbarkeit des neuen Melde- und Analysesystems zu schaffen. Methodik: Im Juni 2003 wurde ein Incident Reporting-System im Zentral-OP eingeführt, an dem sich die chirurgische und anästhesiologische Abteilung sowie die chirurgische und anästhesiologische Pflege beteiligten. Neben der Konzeption eines Meldebogens wurde ein so genanntes Vertrauensgremium gewählt, Einführungsveranstaltungen durchgeführt und eine Baseline-Untersuchung aufgrund arbeitspsychologischer Erkenntnisse initialisiert. Ergebnisse: Der Prozess der Vertrauensbildung ist mühsam und elementar abhängig von der aufrichtigen Kooperation der Bereichsleitungen, insbesondere der Chefärzte. Die Exklusivität der Teilnahme von nur zwei medizinischen Abteilungen erzeugte Konflikte, so dass nach Abschluss der Projektphase das System auf den gesamten OP inklusive weiterer operativer Abteilungen ausgeweitet wurde. Zur Verbesserung der Motivation zur strikt freiwilligen Teilnahme wurde die Frequenz regelmäßiger Rückmeldungen an die Mitarbeiter optimiert. Das Vertrauensgremium braucht zur besseren Akzeptanz einen eindeutig definierten Platz im System des Qualitätsmanagements. Schlussfolgerungen: Es ist gelungen, zum ersten Mal in Deutschland ein Incident-Reporting-System zu installieren, an dem mehrere Abeilungen beteiligt sind. Nach Abschluss der Pilotphase wird perspektivisch nach Möglichkeiten der Messbarkeit von Veränderungen durch dieses System gesucht. Parallel dazu wird gemeinsam mit der Ärztekammer nach dem Vorbild aus der Luftfahrt ein elektronisches Melderegister für Fehler und Fehlervermeidungsstrategien entwickelt. In Zukunft wird das System auch für Bettenstationen und konservative Abteilungen von zunehmender Wichtigkeit sein.

Abstract

Background: Methods for error analysis are suitable to increase patients' safety as well as staff satisfaction and may avoid, in a sense of process control, financial damage to the hospital. The aim of the presented pilot study was to establish and evaluate an incident reporting system as a first step towards a new safety culture. Methods: In June 2003 an incident reporting system was introduced in the central surgical suite, in which the surgical and anaesthesiologic departments took part as well medical and nursing staff. Besides conceiving a report form, a “board of confidence” was elected, kick-off meetings were held and a baseline study on the basis of industrial psychological knowledge was initialised. Results: The process of creating confidence is arduous and depends elementarily on sincere cooperation of management staff, especially of the heads of the departments. The exclusive participation of only two medical departments led to conflicts. Therefore, after finishing the pilot study, the system was expanded to the whole surgical suite including all operating departments. In order to increase the motivation for the strictly voluntarily participation, the frequency of regular echoes to the staff was optimised. To achieve high acceptance in the whole staff, the board of confidence needs a clearly defined position within the system of quality management. Conclusions: For the first time in Germany an incident reporting system under participation of several medical departments has been installed. After finishing the pilot project, in future we will be able to evaluate changes caused by this system. Simultaneously an electronic database for reported adverse events and strategies to avoid them are being developed based on similar systems in aviation industry. In near future, the system will be of increasing importance likewise for inpatient units and non-operative departments.

Literatur

1 Obligater Bestandteil der modernen Beatmungsgeräte und passiver Abwehrmechanismus gegen die Applikation eines hypoxischen Gasgemisches in akzidenteller Weise.

Korrespondenzadresse

Priv. Doz. Dr. med. Rüdiger Horstmann

Abteilung für Allgemein-, Viszeral- und Gefäßchirurgie

Herz-Jesu-Krankenhaus Münster·Westfalenstr. 109·48165 Münster

Phone: 0 25 01/17 24 00

Fax: 0 25 01/17 24 16

Email: chirurgie@herz-jesu-kh-ms.de