Deutsche Zeitschrift für Onkologie 2006; 38(2): 68-69
DOI: 10.1055/s-2006-932354
Forschung
Neues aus der Onkologie
Karl F. Haug Verlag, in: MVS Medizinverlage Stuttgart GmbH & Co. KG

Prostatakarzinom: Androgenentzugstherapie erhöht das Frakturrisiko

Further Information

Publication History

Publication Date:
04 July 2006 (online)

Die Androgendeprivationstherapie wird seit > 15 Jahren in steigendem Maße bei Patienten mit Prostatakarzinom angewandt. Nicht immer bedingt sie einen Überlebensvorteil. Die Androgendeprivationstherapie ist mit einem Verlust der Knochenmineraldichte assoziiert. Ob unter der Therapie auch das Frakturrisiko ansteigt, ist unklar.

Shahinian et al. prüften nun, ob Prostatakarzinompatienten, die sich innerhalb von 12 Monaten nach Diagnosestellung einer Orchidektomie bzw. einer Therapie mit einem „Gonadotropin-Releasing-Hormon-(GnRH-)Agonisten” unterzogen, ein höheres Frakturrisiko haben als die ohne Androgendeprivationstherapie (N Engl J Med. 2005; 352: 154-164). Sie werteten die Daten von > 50 000 Patienten aus, bei denen zwischen 1992-1997 ein Prostatakarzinom diagnostiziert worden war. Alle Patienten waren ≥ 66 Jahre alt und überlebten mindestens 5 Jahre. Quellen waren die Datenbanken „National Cancer Institute`s Surveillance, Epidemiology, and End Results” und „Medicare”.

Die Studie zeigt, dass unter Androgenentzugstherapie wesentlich mehr Patienten eine Fraktur erlitten (19,4 %) bzw. aufgrund einer Fraktur hospitalisiert wurden (5,2 %) als in der Kontrollgruppe (12,6 bzw. 2,4 %). Mit der Anzahl der verabreichten GnRH-Agonist-Dosen stieg das relative Frakturrisiko an und war bei orchidektomierten Patienten am höchsten: so betrug es bei ≥ 9 GnRH-Agonist-Dosen 1,45 und nach Orchidektomie 1,54. Das relative Risiko für eine Fraktur-bedingte Hospitalisierung lag in diesen Patientengruppen bei 1,66 bzw. 1,7.

Fazit: Die Autoren betonen, dass eine Androgendeprivation bei Patienten mit Prostatakarzinom das Frakturrisiko erhöht. Sie fordern eine prominente Rolle des Frakturrisikos und anderer toxischer Effekte im Arzt-Patienten-Gespräch, insbesondere wenn die Effektivität dieser Therapie unsicher ist. Darüber hinaus fordern sie große prospektive Studien zu Interventionen, die das Frakturrisiko senken können, wie etwa eine Bisphosphonat-Therapie.

Ines Schulz-Hanke

Untermeitingen

    >