Stathmin (Op18), ein Mikrotubulus-destabilisierendes Phosphoprotein, ist ein zentraler
Regulator der Zellproliferation. Die Inaktivierung (Phosphorylierung) von Stathmin
in frühen und die Aktivierung (Dephosphorylierung) in späten Mitosephasen ist entscheidend
für den Auf- und Abbau des Spindelapparates. Auf transkriptioneller Ebene wird die
Expression von Stathmin durch den Zellzyklusregulator p53 inhibiert. Während die Überexpression
von Stathmin in anderen Tumorentitäten bereits als zentraler protumorigener Mechanismus
identifiziert werden konnte, liegen vergleichbare Studien für die Hepatokarzinogenese
bisher nicht vor.
Eigene cDNA-Microarray Expressionsstudien und semiquantitative PCR-Analysen belegen
eine erhöhte Expression von Stathmin um mindestens den Faktor 2 in ca. 40% aller analysierten
hepatozellulären Karzinome (HCCs; n=34) im Vergleich zur normalen Leber. Auf Proteinebene
konnte eine Induktion der Stathminexpression bei 4 von 9 HCC-Proben im Vergleich zu
nicht-tumorösen Lebergewebe gezeigt werden. Multi-Tissue-Array Analysen (15 normale
Lebern, 39 dysplastische Knoten, 152 HCCs) belegen eine positive Korrelation zwischen
der zytoplasmatischen Stathminexpression und dem Grad der Entdifferenzierung (r=0,45
; p<0,01), sowie der Tumorzellproliferation (r=0,56; p<0,01). Ebenso wurde ein hochsignifikanter
Zusammenhang zwischen der nukleären Akkumulation von p53 und der Stathminexpression
beobachtet (r=0,52; p<0,01). Dieser Zusammenhang (p53wt inhibiert, p53mut erhöht die Stathminexpression) konnte in verschiedenen in vitro HCC-Modell-Zelllinien
bestätigt werden
Die vorliegenden initialen Daten deuten auf eine p53mut-assoziierte Überexpression von Stathmin im Rahmen der Hepatokarzinogenese hin. Dies
könnte von therapeutischer Relevanz sein, da bereits bei anderen Tumorerkrankungen
(z.B. Mammakarzinom) eine Korrelation zwischen der Stathminexpression und der Ansprechrate
auf Mikrotubulus-interagierende Chemotherapeutika (z.B. Vinblastin, Paclitaxel) beschrieben
wurde.
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