intensiv 2006; 14(4): 197-199
DOI: 10.1055/s-2006-926965
intensiv-online

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

- op-info.de
- geschichte-der-Pflege.ch

Hanno H. Endres, Holger Beuse
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Publication Date:
17 August 2006 (online)

In der Rubrik „intensiv-online” werden Webseiten vorgestellt, die in irgendeiner Form für die Pflegenden aus den Bereichen Anästhesie- und Intensivpflege von Interesse sind. Neben Internetauftritten mit originär pflegerischen Inhalten werden sich hier aufgrund der engen Verbindung der Anästhesie- und Intensivpflege mit Medizin und Technik auch Besprechungen ärztlicher Publikationen finden.

- http://www.op-info.de

Als regelmäßiger Leser der Kolumne „intensiv-online” erwarten Sie zurecht, an dieser Stelle nur die neusten, besten, schönsten und überhaupt und sowieso tollsten Webseiten zur Anästhesie- und Intensivpflege präsentiert zu bekommen.

Daran soll sich auch mit dieser Ausgabe nichts ändern, im Gegenteil. Allerdings macht es diese Site erforderlich, sich von einigen der Attribute vorübergehend zu verabschieden: op-info.de.

op-info.de ist alles andere als neu, schon gar nicht schön und darüber hinaus auch nur mühsam zu bedienen. Verwirrung schon auf der Startseite: Zehnmal bekommt man in verschiedenen Größen den Domainnamen gezeigt, bevor man sich entweder für den „Zugang für Eilige” oder den für „Verwöhnte” entscheiden muss. Egal, ob man sich nun für eilig oder verwöhnt hält: optisch und inhaltlich mag so recht kein Unterschied zwischen den beiden Versionen auffallen. Lediglich die technische Verlinkung der Unterseiten ist für den Eiligen einen Grad irritierender. Und - in Anlehnung an den von uns an dieser Stelle zu einem solchen ernannten „nationalen Expertenstandard für Pflege-Websites” [1] [2] - darf natürlich auch ein Selbstgesprächs-Forum nicht fehlen …

Aber genug genörgelt - worum geht’s bei op-info.de?

op-info.de von Dr. med. Stefan Streit aus Köln ist in erster und einziger Linie ein Ratgeber für Patienten, die eine Operation vor sich haben, und informiert über die wesentlichen Stadien des Krankenhausaufenthalts.

Im ersten Teil werden einige Kriterien erläutert, anhand derer zunächst das richtige Krankenhaus ausgesucht werden sollte. Danach gibt es Tipps und Checklisten für die stationäre Krankenhausaufnahme: Was muss mitgenommen werden, was nicht? Wie verhält es sich mit der Hausmedikation und warum ist die geographische Nähe zu einem pathologischen Institut unter Umständen sinnvoll?

Der Schwerpunkt der Seite bespricht die oft größten Ängste der Patienten: Narkose und Intensivstation! Mit den insgesamt acht Seiten liefert der Autor zwar nicht immer orthographisch einwandfreie, aber dafür inhaltlich umso wertvollere Beschreibungen der gefürchteten Krankenhausbereiche.

So werden Zwischenfälle und Risiken zusammen mit den medizinischen Möglichkeiten und Methoden sachlich und höchst laienkompatibel dargestellt. In der gleichen Qualität beschreibt Streit auch die Vorgänge auf der Intensivstation. Dieser Themenbereich ist zusätzlich in drei Teile untergliedert: - für Patienten - für Angehörige - nach Komplikationen.

Besonders gut gelungen sind dabei die möglichen Eindrücke eines Patienten auf der Intensivstation während des ersten Aufwachens aus der Narkose.

Alle Inhalte zeichnen sich durch eine große Sensibilität für die Bedürfnisse und Ängste operativer Patienten aus, tragen zu einer besseren Transparenz der Krankenhausablaufe bei und können so dem Patienten auf dem Weg in den Operationssaal beruhigend zur Seite stehen.

op-info.de sollte daher gesetzlich zur präoperativen Pflichtlektüre gemacht werden.

Leider scheint Stefan Streit jedoch das Interesse an der Fortführung der Site verloren zu haben - die letzte Aktualisierung fand im März 2001 statt. Schade - dabei könnte man mit nur wenig Aufwand die hervorragenden Texte sehr viel besser präsentieren.

Dennoch verdienen sie in der derzeitigen Version Aufmerksamkeit und können mindestens gute Inspiration für die eigene Patientenbroschüre sein.

Bei solchen, beinah als historisch zu bezeichnenden Internetseiten wie op-info.de ist die Formulierung der Überleitung zur nächsten schon fast zu einfach - darum lassen wir sie gleich weg:

- http://www.geschichte-der-pflege.ch

„Geschichte der Pflege” nennt sich der Verein zur „Auseinandersetzung mit der Geschichte der Pflege in der Schweiz” mit Sitz in Basel.

Die Initiatoren sehen fundierte Kenntnisse über die historische Entwicklung des Gesundheitswesens als unverzichtbar dafür an, den gegenwärtigen Wandel der Pflege „besser verstehen und verorten zu können”.

Dies geschieht seit zwei Jahren hauptsächlich durch Archivierung, Forschung und Vermittlung sowie der Unterstützung von Forschungsprojekten und der Organisation von Tagungen.

Ganz nebenbei ist die Vereinspage „geschichte-der-pflege.ch” entstanden: Neben der Darstellung des Vereins als solchen und einem Fotoarchiv mit historischen Aufnahmen dient die Site auch der Dokumentation des seit 1992 abwechselnd in Deutschland, Österreich und in der Schweiz veranstalteten Kongresses.

Schon ein Blick in die Fotogalerie gibt erste Aufschlüsse von der Hochkarätigkeit der Veranstaltung: niemand Geringeres als die legendäre Lehrerin für Krankenpflege und Begründerin des Thieme-Bestsellers „Pflege”, Schwester Liliane Juchli, weilte am 17.3.2006 auf dem Kongress in Basel!

Noch spannender wird es auf der Seite zum Kongress: Die Veranstalter haben sich mächtig ins Zeug gelegt und bieten auskunftsfreudige Abstracts aller 32 Vorträge im PDF-Format an. Die thematisch breit gestreuten Inhalte liefern viel Interessantes - bereits die Titel machen Lust aufs Lesen. Beispiele gefällig? Bitte sehr, hier die TOP 5:

„Chefin oder Dienerin?” Zum Verhältnis von Gehorsam und Eigenständigkeit im westdeutschen Pflegealltag Etablierung und Selbstbehauptung zwischen ärztlichem Dominanzstreben und städtischer Verwaltung Röhren, Platten, Röntgenschwestern: Soziotechnische Verbindungen im Röntgenlabor Wenn Alltagsdokumente zu historischen Quellen werden - Krankengeschichten als Basis für die Forschung zur NS-Euthanasie Die Rolle des Irrenpflegepersonals an europäischen Heilanstalten im beginnenden 20. Jahrhundert aus Sicht der zeitgenössischen Psychiater

Für weitere Informationsbedürfnisse wird noch eine umfangreiche Linkliste zur Verfügung gestellt.

Abschließend bleibt festzustellen: So schweizerisch ist „geschichte-der-pflege.ch” gar nicht, dass sie für deutsches Publikum langweilig wäre - gleichbedeutend einer uneingeschränkten Empfehlung.

Hinweis: Alle Screenshots wurden mit Mozilla Firefox Version 1.5.0.4 hergestellt.

Abb. 1 Egal, wohin man blickt: op-info.de.

Abb. 2 www.op-info.de überzeugt durch Inhalt - nicht durch Optik.

Abb. 3 Sogar in 3D, wenn man nah genug vorm Monitor sitzt: die Startseite von www.geschichte-der-pflege.ch.

Abb. 4 Zeitzeugin und Lehrerin für Krankenpflege der ersten Stunde: Thieme-Autorin Sr. Liliane Juchli während des pflegegeschichtlichen Kongresses 2006 in Basel.

Literatur

Hanno H. Endres/Holger Beuse

zwai.mediaGbR

Grevener Straße 70

48149 Münster

Email: info@zwai.net

URL: http://www.zwai.net

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