Aktuelle Dermatologie 2006; 32(7): 334-338
DOI: 10.1055/s-2006-925439
Kleine Kulturgeschichte der Haut
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Weiße Indianer in Nordamerika

White Indians in North AmericaM.  Reitz
Further Information

Publication History

Publication Date:
17 July 2006 (online)

Die genaue Herkunft der ersten Amerikaner liegt immer noch in einem rätselhaften Dunkel. Es gab Hauptwanderwellen aus Asien, aber auch bisher ungeklärte kleinere Einwanderungen aus anderen Kontinenten. Gesichert ist allein, dass die große Mehrheit der Vorfahren der amerikanischen Urbevölkerung einst in mindestens drei großen Wellen über eine Landbrücke zwischen Sibirien und Alaska in die Neue Welt eingewandert ist. Diese Landbrücke glich einem kleinen Kontinent, war einige tausend Kilometer breit und wurde Beringia genannt. Sie bildete sich während der Eiszeit in den vergangenen 100 000 Jahren mindestens zweimal aus und war nicht vereist. Vor rund 50 000 bis 40 000 Jahren sowie vor rund 25 000 bis 14 000 Jahren waren so gewaltige Wassermassen im Eis gebunden, dass der Meeresspiegel um etwa 100 Meter niedriger lag als in der Gegenwart. Damit waren auch die Küstenlinien völlig verändert und große Teile der Landmassen waren leichter zu erreichen als nach dem Ende der Eiszeit.

Vermutlich kam der moderne Mensch, Homo sapiens, während seiner Ausbreitung über die Erde erst vor rund 30 000 Jahren in Sibirien an, so dass Beringia von ihm nur während einer der letzten Trockenphasen durchschritten werden konnte. Tatsächlich belegen bei Indianern vergleichende Analysen des männlichen Y-Chromosoms, dass seit etwa 18 000 Jahren in Nordamerika Menschen leben. Das Y-Chromosom kann zu 95 % mit dem X-Chromosom keine Rekombination eingehen, so dass es über die Generationen hinweg unverändert bleibt und aufgrund von regelmäßigen spontanen Veränderungen einem molekularen Kalender gleicht. Außerdem wurden sowohl in Nord- als auch in Südamerika noch nie menschliche Fossilien gefunden, die älter als 13 500 Jahre sind. Indirekte Hinweise sprechen allerdings dafür, dass es möglicherweise bereits vor rund 30 000 Jahren in Amerika Menschen gegeben haben könnte [1] [2].

Literatur

  • 1 Scarre C. The Human Past. London; Thames & Hudson 2005
  • 2 Olson S. Mapping Human History. Discovering the Past through our Genes. Boston, New York; Houghton Mifflin Co 2002
  • 3 Herrmann J, Ullrich H (Hrsg). Menschwerdung. Millionen Jahre Menschheitsentwicklung. Berlin; Akademie Verlag 1991
  • 4 Dillehay T. The Settlement of the Americas. New York; Basic Books 2000
  • 5 Stein W (Hrsg). Kolumbus oder wer entdeckte Amerika?. München; Hirmer 1992
  • 6 Morison S E. The European Discovering of America - The Northern Voyages, A.D. 500 - 1600. Oxford; Oxford University Press 1971
  • 7 Deacon R. Madoc and the Discovery of America. New York; George Braziller, Inc 1966
  • 8 Hermann P. 7 vorbei und 8 verweht. Die Abenteuer der frühen Entdeckungen. Hamburg; Hofmann und Campe 1952
  • 9 Reitz M. Auf der Fährte der Zeit. Mit naturwissenschaftlichen Methoden vergangene Rätsel entschlüsseln. Weinheim; Wiley-VCH 2003
  • 10 Schmitz H-P. Mandan/Madoc/Madawgwys. Die Suche nach den Wurzeln des Mandan-Volks.  Magazin für Amerikanistik. 2001;  Heft 1

Dr. Manfred Reitz

Schillerstr. 7 · 99423 Weimar

Email: mreitz@fli-leibniz.de

    >