Aktuelle Dermatologie 2006; 32(3): 108-112
DOI: 10.1055/s-2006-925051
Kleine Kulturgeschichte der Haut
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Blonde Menschen im alten China

Blonde Individuals in Ancient ChinaM.  Reitz
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Publication Date:
09 March 2006 (online)

Bei Grabungsarbeiten in den nordwestlichen Steppengebieten von China werden hauptsächlich im Bereich des Tarimbeckens, aber auch in der Turfan-Senke und in der Gegend von Lopnur immer wieder Hinweise auf Menschen gefunden, die sich völlig von den heutigen Bewohnern der Gegend unterscheiden. Es handelt sich um Überreste von Menschen mit einem europäischen Aussehen, die vor Jahrtausenden auf dem Gebiet der heutigen chinesischen Provinz Xinjiang lebten und als Nomaden umherzogen. Mongoloide Menschen gab es während der Bronzezeit im Tarimbecken vermutlich nur recht selten. Sie besiedelten erst später diese Gegend und verdrängten die Europiden [1].

Im Tarimbecken ist es trocken und im Winter sehr kalt, so daß Menschen, die im Winter versterben auf eine natürliche Weise mumifiziert werden können. Dieses Phänomen traf auch für die frühen Europiden im heutigen China zu. Es können deshalb noch in unserer Zeit oft sehr gut erhaltene und viele tausend Jahre alte Mumien gefunden werden, die zu Lebzeiten wie die heutigen Bewohner von Mitteleuropa oder von Skandinavien aussahen (Abb. [1] u. 2). In den westlichen Grenzgebieten des alten Chinas gab es über Jahrtausende europide Menschen mit einer hellen Haut und nicht selten sogar blonden Haaren. Heute würde man die Bewohner für europäische Touristen halten, doch es waren Einheimische [1] [2].

Abb. 1 Männliche Mumie aus Zaghunluq (China, Provinz: Xinjiang), etwa 1000 v. Chr. Der Mann ist eindeutig europid, auf den Schläfen sind ockerfarbene Spiralen aufgezeichnet.

Abb. 2 Weibliche Mumie aus Zaghunluq (China, Provinz: Xinjiang), etwa 1000 v. Chr. Die Frau ist eindeutig europid, sie trägt geflochtene blonde Haare und auf der Stirn eine Tätowierung.

Literatur

  • 1 Mallory J P, Mair V H. The Tarim Mummies: Acient China and the Mystery of the Earliest Peoples from the West. London, New York; Thames & Hudson 2000
  • 2 Olson S. Mapping Human History. Discovering the Past through our Genes. Boston, New York; Houghton Mifflin Co 2002
  • 3 Thomas W. Die Tocharische Literatur. In: . Kindlers Literatur Lexikon, Bd. 1, Essays. Zürich; Kindler 1984
  • 4 Crystal D. Die Cambridge Enzyklopädie der Sprache. Frankfurt; Campus 1993
  • 5 Knußmann R. Vergleichende Biologie des Menschen. Stuttgart, Jena; G. Fischer 1996
  • 6 Schwidetzky I. Grundlagen der Rassensystematik. Mannheim, Wien; Bibliograph. Institut 1974
  • 7 Maenchen-Helfen O J. Die Welt der Hunnen. Herkunft-Geschichte-Religion-Gesellschaft-Kriegsführung-Kunst-Sprache. Wiesbaden; VMA-Verlag 1997

Dr. Manfred Reitz

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