Notfallmedizin up2date 2006; 1(1): 45-58
DOI: 10.1055/s-2006-924461
Reanimation

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Lebensrettende Maßnahmen bei Kindern

C. Eich
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Publication Date:
26 October 2007 (online)

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Kernaussagen

Die Notfallversorgung kritisch kranker Kinder ist gekennzeichnet durch eine potenzielle Diskrepanz zwischen den medizinischen Schwierigkeiten einerseits und der klinischen Routine andererseits. So wird v. a. der Nichtspezialist nur selten mit einer kindlichen Reanimationssituation konfrontiert. Dieser besonderen Konstellation sollte bei der Erstellung der aktualisierten Leitlinien des ERC zu den lebensrettenden Maßnahmen bei Kindern (PLS) und Neugeborenen (NLS) Rechnung getragen werden: Berücksichtigung aller relevanten, wissenschaftlichen Erkenntnisse bei gleichzeitiger, möglichst weitgehender Vereinfachung der Leitlinien.

Primär kardiale Ursachen sind bei Kindern ohne Herzvitium sehr selten. Im Vordergrund stehen respiratorische, zirkulatorische und zerebrale Störungen. Die häufigsten pädiatrischen Arrestrhythmen sind eine bradykarde pulslose Aktivität (PEA) bzw. eine Asystolie als Folge einer sekundären Myokardhypoxie. Aufgrund des generell schlechten Outcomes reanimierter Kinder gilt das besondere Augenmerk der Prävention eines manifesten Atem-Kreislauf-Stillstandes. Dabei spielt die frühzeitige und effektive Durchführung lebensrettender Basismaßnahmen der kardiopulmonalen Reanimation durch Ersthelfer eine herausragende Rolle.

Zur Erleichterung der Praktikabilität wurden die Reanimationsalgorithmen für Kinder und Erwachsene weitgehend angeglichen. Im Sinne der Minimierung von No-Flow-Zeiten wurden zweiminütige CPR‐Intervalle und 1-Schock-Sequenz (4 J/kg mono- oder biphasisch) in die pädiatrischen Leitlinien übernommen (s. Abb. [3]).

Angesichts der großen Bedeutung respiratorischer Ätiologien werden bei Kindern nach wie vor fünf initiale Beatmungen durchgeführt. Danach folgen Thoraxkompressionen (Frequenz 100/min) und Beatmungen im Verhältnis von 15 zu 2 (s. Abb. [1]).

Vasopressor der Wahl bleibt auch beim kindlichen Atem-Kreislauf-Stillstand Adrenalin in einer Dosis von 10 µg/kg i. v. (oder 100 µg/kg endobronchial). Gelingt während der Reanimation das Legen eines i. v. Zuganges in maximal drei Versuchen nicht, sollte unverzüglich eine intraossäre Punktion erfolgen (s. Abb. [5]).

Insbesondere beim kindlichen Atem-Kreislauf-Stillstand ist das Erkennen und die Behandlung potenziell reversibler Ursachen von großer Bedeutung („4 Hs und 4 HITS“, s. Tab. [1]).

Reanimierte, komatöse Kinder sollten einer 12- bis 24-stündigen, milden Hypothermie (32 - 34 °C Körperkerntemperatur) unterzogen werden.

Bei der unmittelbar postpartalen Reanimation Neugeborener kommt es v. a. auf eine effektive Entfaltung und Belüftung der Lungen durch Beutel-Maske-Beatmung an (s. Abb. [7]). Frühgeborene sollten zur Aufrechterhaltung der Normothermie, v. a. bei außerklinischer Geburt, in Frischhaltefolie eingewickelt werden.

Literatur

Dr. med., DEAA Christoph Eich

Zentrum Anaesthesiologie, Rettungs- und Intensivmedizin
Georg-August-Universität

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