Handchir Mikrochir Plast Chir 2006; 38(4): 209-216
DOI: 10.1055/s-2006-924453
Übersichtsartikel

Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Bruststraffungen beim Mann nach starkem Gewichtsverlust

Male Breast Contouring After Massive Weight LossA. Stoff1 , M. A. Reichenberger1 , D. F. Richter1
  • 1Abteilung für Plastische Chirurgie, Dreifaltigkeitskrankenhaus Wesseling
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Publication History

Eingang des Manuskriptes: 12.3.2006

Angenommen: 7.7.2006

Publication Date:
21 September 2006 (online)

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Einleitung

Die Anzahl übergewichtiger Menschen, insbesondere in den Industrieländern, hat sich im Laufe des 20. Jahrhunderts verdoppelt. Gleichzeitig wird das Ideal schlanker, jugendlich-dynamischer, wohlgeformter und gut proportionierter Menschen zunehmend propagiert. Erfolgversprechende bariatrische Verfahren führen zusätzlich zu einer zunehmenden Anzahl von Patienten nach massivem Gewichtsverlust. Während im stark übergewichtigen Zustand die alleinige Gewichtsabnahme im Vordergrund steht, ist der Leidensdruck bei Erreichen eines „Wunschgewichtes“ auf die oft unansehnliche neue Körpersilhouette fokussiert. Neben den ästhetischen Deformitäten leiden die Betroffenen meist auch unter funktionellen und vor allem dermatologischen Begleitstörungen (wie zum Beispiel intertriginöse Ekzeme etc.). Demzufolge entwickelt sich die körper(neu)formende Chirurgie bei diesen Patienten immer mehr zu einer wichtigen Subspezialität im Alltag der Plastischen Chirurgen [[9], [16], [21], [26], [40], [41]].

In der folgenden Übersicht werden die bei dieser spezifischen Patientengruppe anwendbaren, in der Literatur beschriebenen Techniken in Abhängigkeit vom lokalen Befund dargestellt und diskutiert.

Grundsätzliches Problem bei Patienten nach massivem Gewichtsverlust ist die unzureichende Rückbildung des vorher überdehnten Hautmantels durch Verlust der Elastizität. Die Haut beim Mann ist dabei deutlich dicker und damit weniger anfällig für Überdehnungen. Beide Geschlechter sind durch unterschiedlich lokalisierte Fetteinlagerungen mit entsprechender Hautmantelüberdehnung geprägt, demzufolge auch mit unterschiedlichen Straffungszonen. Zusätzlich führten ein differierendes ästhetisches Empfinden der äußeren Körperform sowie unterschiedliche Kleidungsgewohnheiten zu geschlechtsangepassten, modifizierten Schnittführungen [[31]].

Es gibt nur wenige anatomische Gebiete beim Mann, die einen vergleichbaren Leidensdruck verursachen, wie die der männlichen Brust. Männer beurteilen ihre Gesundheit, Geschlechtlichkeit und Stärke oftmals nach dem Aussehen ihrer Brust [[8]]. Die durch die morbide Adipositas auftretende „Pseudogynäkomastie“ ist meist Folge einer überwiegend fettigen Hypertrophie [[29]]. Die massive Gewichtsreduktion führt dann zur Reduktion des Fettgewebes bei oft fehlender Retraktion der Haut, die meist eine primäre Indikation zur Bruststraffung darstellt. Ziele dieser kontur-chirurgischen Brusteingriffe bei Männern sind somit, übermäßige Haut zu reduzieren, subkutanes Fettgewebe zu vermindern und möglichst narbensparend vorzugehen, durch den am wenigsten auffallenden Schnitt und mit dem geringsten Risiko an Morbidität und Mortalität.

Vor jedem chirurgischen Eingriff sollte der Patient über die für das spezifische Verfahren zu erwartenden ästhetischen Folgen sowie begrenzten Straffungsmöglichkeiten ausführlich aufgeklärt werden. Besonders sollten Körperregionen, die das Gesamtbild der Körpersilhouette mitbestimmen und nicht mit brustchirurgischen Eingriffen geändert werden können, dem Patienten genauestens dargelegt werden. Postoperative Zufriedenstellung hängt zweifellos von richtig geführten Erwartungen ab.

Literatur

Dr. med. Alexander Stoff

Abteilung für Plastische Chirurgie
Dreifaltigkeitskrankenhaus Wesseling

Bonner Straße 84

50389 Wesseling

Email: alexander.stoff@t-online.de