Pneumologie 2005; 59 - A22
DOI: 10.1055/s-2005-925506

Perinatale maternale Supplementation mit Lactobacillus rhamnosus GG (LGG) vermindert allergische Entzündungsreaktion in den Nachkommen

N Blümer 1, S Sel 1, S Virna 1, C Patrascan 1, U Herz 2, H Renz 1, H Garn 1
  • 1Philipps-Universität Marburg, Abteilung für Klinische Chemie und Molekulare Diagnostik
  • 2Mead Johnson Nutritionals, Bristol-Myers Squibb Company, Global Research and Development, Evansville, USA

In verschiedenen klinischen Studien konnte gezeigt werden, dass die Behandlung mit probiotischen Bakterien die Ausbildung von Allergien verhindern kann. Um diese protektiven Effekte näher zu analysieren, setzten wir ein Mausmodell ein, in dem wir die Wirkung einer perinatalen Supplementation der Mütter mit dem probiotischen Organismus LGG auf die spätere Ausprägung eines experimentell induzierten Asthmas in den Nachkommen untersuchten. Dafür wurden weiblichen Balb/c-Mäusen vor der Paarung sowie während Schwangerschaft und Stillzeit alle zwei Tage 108 CFU LGG intragastral verabreicht. Die Nachkommen dieser Mütter sowie von Kontrolltieren wurden mit Ovalbumin (OVA) immunisiert und inhalativ provoziert. Anschließend wurde die allergische Entzündungsreaktion durch BAL-Analyse, histologische Untersuchungen und Lungenfunktionsmessung analysiert. Darüber hinaus wurden Milzzellen in vitro restimuliert und für allergische Entzündungsreaktionen relevante Zytokine im Kulturüberstand bestimmt. Wie erwartet konnten wir eine intestinale Kolonisierung mit LGG in den behandelten Müttern nachweisen, allerdings waren keine LGG-Keime in den Nachkommen dieser Muttertiere zu detektieren. Interessanterweise zeigten aber diese Nachkommen eine signifikant reduzierte Freisetzung inflammatorischer und regulatorischer Zytokine durch in vitro stimulierte Milzzellen. Nach Immunisierung der Jungtiere mit OVA wurden keine veränderten Immunglobulintiter aber eine signifikant reduzierte Entzündungsreaktion in den Atemwegen nach Allergenprovokation beobachtet. Diese war durch reduzierte Einwanderung von Entzündungszellen und eine verminderte Anzahl an mukusproduzierenden Goblet-Zellen charakterisiert. Allerdings gab es keine Veränderung in der Atemwegshyperreagibilität gegenüber Methacholin. Bei einer vergleichbaren Behandlung adulter Mäuse konnten keine Effekte auf die allergische Entzündungsreaktion beobachtet werden. Diese Daten zeigen, dass LGG die Ausbildung einer allergischen Entzündungsreaktion im Tiermodell vermindern kann, wenn der Einfluss bereits sehr früh in der Individualentwicklung erfolgt. Daraus lässt sich schlussfolgern, dass präferentiell Mechanismen während der Entwicklung des kindlichen Immunsystems durch probiotische Supplementation beeinflusst werden können.