Suchttherapie 2005; 6 - A25
DOI: 10.1055/s-2005-923746

COBRA – Substitution in der Routineversorgung: HIV-HCV-Koinfektionsraten

SM Apelt 1, B Bernert 1, J Siegert 1, HU Wittchen 1
  • 1Technische Universität Dresden

Hintergrund:

In der Behandlung von HIV-Patienten spielt die Hepatitis-C-Koinfektion eine immer größere Rolle. In Deutschland sind schätzungsweise 15% der 45.000 HIV-Infizierten gleichzeitig mit HCV koinfiziert. Bei Drogenabhängigen liegt die Koinfektionsrate sogar bei bis zu 90%. Der klinische Verlauf einer Hepatitis-C bei HIV-Patienten wird durch die HIV-assoziierte fortschreitende Immunsuppression beschleunigt. Die Betroffenen haben ein deutlich höheres Risiko für die Entwicklung einer Leberzirrhose, einer dekompensierten Lebererkrankung bzw. eines hepatozellulären Karzinoms. Zum Beispiel liegt die Rate der Leberzirrhose bei HIV-HCV-Koinfizierten viermal höher als bei HCV-Monoinfizierten.

Ziel:

In diesem Beitrag sollen die Fragen der HIV-HCV-Koinfektionsrate, den damit zusammenhängenden spezifischen körperlichen Erkrankungen und den Unterschieden zwischen den Methadon- und Buprenorphin-Patienten geklärt werden.

Methoden:

Die Daten basieren auf der Baselineuntersuchung der COBRA-Studie von insgesamt 2.694 Substitutionspatienten aus 223 Substitutionseinrichtungen. Die diagnostischen Variablen wurden mit standardisierten Arzt- und Patientenfragebögen erhoben. Die Patienten wurden in zwei Gruppen unterteilt, in HCV-monoinfizierte und HCV-HIV-koinfizierte Patienten und nach Alter und Geschlecht stratifiziert.

Ergebnisse:

96% der HIV-positiven Patienten sind auch HCV-positiv. Davon sind mehr Frauen sowohl HIV- als auch HCV-positiv. Die koinfizierten Patienten sind im Schnitt geringfügig jünger und erhalten häufiger Methadon als Substitutionsmittel. Koinfizierte Patienten haben häufiger mehrere körperliche und psychische Erkrankungen und sie leiden häufiger an Lebererkrankungen, kardiovaskulären Erkrankungen und pulmonalen Erkrankungen als monoinfizierte HCV-Patienten. Hinsichtlich des EuropASI-Schweregradprofils haben koinfizierte Patienten durchgängig höhere (=schlechtere) Werte. Die Ärzte schätzten insgesamt ein, dass mehr koinfizierten Patienten einen reduzierten oder schlechteren aktuellen Allgemeinzustand hätten.

Diskussion:

Die gefundenen Ergebnisse zeigen, dass die koinfizierten Patienten zu einer ausgesprochen stark belasteten Patientengruppe gehören, auf die ein besonderes Augenmerk bei der medizinischen als auch psychosozialen Betreuung gelegt werden sollte.