Untersuchungsgrund:
Die Studie exploriert Ursachen für exzessiven Alkoholkonsum (Binge-Drinking) bei Kindern-
und Jugendlichen.
Stichprobe:
Untersucht wurden Kinder- und Jugendliche (n=48, davon 23 Mädchen, 25 Jungen) im Alter
von 10 bis 17 Jahren mit problematischem Alkoholkonsum, insbesondere nach einer akuten
Alkoholintoxikation. Das Durchschnittsalter betrug 15,08 Jahre (Standartabweichung=1,63
Jahre). Die Patienten wurden über das Bundesmodellprojekt Hart am Limit – HaLT erreicht.
HaLT ist ein spezielles Hilfsangebot für Kinder und Jugendliche mit riskantem Alkoholkonsum,
insbesondere mit Alkoholvergiftung. Im Raum Rostock und Landkreis Güstrow wird das
Bundesmodellprojekt als Spezialsprechstunde umgesetzt. Die intoxikierten Kinder und
Jugendlichen wurden im Zeitraum Oktober 2004 bis Juni 2005 noch während ihres Klinikaufenthaltes
von der Projektärztin aufgesucht.
Methode:
Mit den Kindern und Jugendlichen wurde während des Stationsaufenthaltes ein Kontaktgespräch
geführt, währenddessen individuelle Daten zur psychosozialen Situation und den Umständen
der Intoxikation erhoben wurden. Grundlage der erhobenen Daten ist der Brückengesprächsbogen
für das Bundesmodellprojekt sowie weitere themenbezogene Patienteninformationen aus
dem ärztlichen Gespräch. Für die Untersuchung von Alterseffekten wurde die Stichprobe
am Median gesplittet. Zusammenhänge zwischen Alter, Geschlecht und abhängigen Variablen
wurden mit dem χ2 Test untersucht.
Hypothesen:
Ergebnisse:
Mixgetränke sind nur teilweise verantwortlich für Binge-Drinking. Bei der Hälfte aller
Intoxikationen spielten Mixgetränke eine Rolle. Die restlichen Intoxikationen waren
auf Destillate, Bier, Wein und Likör ohne die Beteiligung von Mixgetränken zurück
zu führen. Das Konsummuster hing weder mit dem Alter noch mit dem Geschlecht der intoxikierten
Kinder und Jugendlichen aus den vorläufigen Quellen zusammen.
Spezifische Jugendtrinkkulturen scheinen ebenso von Bedeutung für Binge-Drinking zu
sein. Über 90% aller Intoxikationen fanden im Freundskreis statt. In 67% der Fälle
wurde der Alkohol über Freunde besorgt. Über die Hälfte (58,6%) aller Intoxikationen
fielen auf einen Freitag oder einen Sonnabend. Bevorzugte Trinkorte und –gelegenheiten
sind Parties (63,8%), Jugendtreffs oder Kneipen (42,6%), aber auch die eigene Wohnungen
(38,3%). Etwa 15% konsumierten dabei mit Duldung ihrer Eltern.
Die Konsumorte erwiesen sich als weitgehend unabhängig von Alter und Geschlecht der
Intoxikierten. Nur Jungen unter 16 Jahren konsumierten überzufällig häufig im Freien
(L2 =3,967, df=1, p=0,04).