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DOI: 10.1055/s-2005-923740
Vergleich zweier Fragebögen sowie eine Selbsteinschätzung zur Motivation von rauchenden, traumatisierten Patienten in einer chirurgischen Rettungsstelle
Hintergrund:
Der Konsum von Tabakwaren gilt als das Risikoverhalten mit den deutlichsten Auswirkungen auf die Gesundheit der Bevölkerung. Die Prävalenz von Substanzmissbrauch bei Patienten einer chirurgischen Rettungsstelle ist hoch(1). Rettungsstellen bieten sich für die Durchführung von Motivational Interviews im Rahmen von Kurzinterventionen mit dem Ziel einer Reduktion/Abstinenz von Substanzmissbrauch an(2). Um so effizient wie möglich zu intervenieren, ist es wichtig, das Motivationsstadium des Patienten zur Änderung seines Verhaltens(3) zu kennen. Für diese Messung liegt bisher kein „Gold Standard Survey“ vor(4).
Methode:
Nach Zustimmung der Ethikkommission und schriftlicher Einverständniserklärung beantworteten 183 Raucher zwei Fragebögen – Änderungsbereitschaft bei Rauchern FÄR(5) und den Heidelberger-Anamnesebogen HD-A(6) - zur Erfassung der Motivationslage, beide auf der Grundlage des Transtheoretischen Modells basierend. Zudem schätzten sie sich auf einer Visuellen Analogskala (VAS) von 1 bis 10 selbst ein.
Ziel
der Untersuchung war es, das Stadium der Veränderungsbereitschaft bei gering traumatisierten jungen Patienten zu evaluieren.
Ergebnisse:
Der FÄR ordnete die Patienten wie folgt in die Stadien: 22% Precontemplation (P), 75,4% Contemplation (C) und 12,6% Action (A). Der HD-A nahm folgende Einteilung vor: 52,5% P-Stadium, 24,6% C-Stadium und 23% A-Stadium. Der Weighted-Kappa-Wert von 0,335 zeigt eine sehr geringe Übereinstimmung der Fragebögen an.
Aufgrundlage der beiden Fragebögen wurde mit Answer Tree, der Cut off für die Selbsteinschätzung auf der VAS-Skala berechnet. Danach waren 22,4% der Patienten im P-, 50,8% im C- und 26,8% im A-Stadium.
Schlussfolgerung:
Das vorliegende Ergebnis verdeutlicht, dass die Selbsteinschätzung des Patienten im Vergleich zu etablierten Fragebögen die Stadienzuordnung effizienter und patientennäher aufzeigt. Vor diesem Hintergrund erscheint es umso wichtiger, die Behandlungsziele im gegenseitigen Einvernehmen zwischen Arzt und Patient (Shared Decision Making) zu vereinbaren und damit die Veränderungsbereitschaft zu erhöhen.
Literatur:
Soderstrom CA, JAMA. 1992; 267:2756–2759.
D'Onofrio G, Acad Emerg Med. 2002; 9:627–638.
FERNANDEZ A et al., Atencion Primaria 30 (9) 2002; 541–548.
WHO Regional Office for Europe (2004): http://data.euro.who.int/tobacco.
Hannöver W, et al. (2001): Der Fragebogen zur Änderungsbereitschaft bei Rauchern (FÄR); in: GLÖCKNER-RIST A et al., Elektronisches Handbuch zu Erhebungsinstrumenten im Suchtbereich (EHES).
DKFZ, Rote Reihe (2000): Tabakprävention und Tabakkontrolle; Band 1: Lindinger P et al., Die Rauchersprechstunde – Beratungskonzept für Gesundheitsberufe; Heidelberg.
Diese Untersuchung wurde vom Bundesministerium für Gesundheit gefördert (BMG 217–43794–5/5)