Suchttherapie 2005; 6 - A16
DOI: 10.1055/s-2005-923737

Alkoholabhängige Mütter und ihre Einstellungen zu ihren Kindern. Forschung für die Praxis der Beratung und Behandlung von alkoholabhängigen Müttern

J Fritz 1
  • 1Institut für Suchtforschung(ISFF), Fachhochschule Frankfurt am Main, University of Applied Sciences

Das Institut für Suchtforschung der Fachhochschule Frankfurt am Main untersucht im Rahmen des og. Forschungsprojekts (Finanzierung: HMWK) die Gefühle und Einstellungen alkoholabhängiger Mütter. Es handelt sich um eine Erkundungsstudie, in deren Rahmen mithilfe eines Fragebogens sowohl alkoholabhängige Mütter in stationärer Therapie als auch nicht-abhängige Mütter (Vergleichsgruppe) befragt wurden.

Hintergrund für diese Studie bildet das Interesse an den Frauen in der Rolle als Mütter, welche Gefühle diese gegenüber ihren Kindern haben, ob Schuld- und Schamgefühle dominieren, ob Verlust- oder Versagensängste relevant sind, wie sich das soziale Netzwerk dieser Frauen gestaltet und ob sie Unterstützung durch ihren Ehemann/ Partner oder auch durch Vertrauenspersonen erhalten.

Erste vorläufige Ergebnisse:

Alkoholabhängige Mütter fühlen sich signifikant mehr durch ihre Kinder belastet, außerdem sind sie weniger zufrieden mit ihren Kindern als nicht-abhängige Mütter. Sie haben signifikant mehr Schuldgefühle, sowie stärkere Verlust- und Versagensängste als die Mütter ohne Alkoholabhängigkeit. Das soziale Umfeld stellt die alkoholabhängigen Mütter weniger zufrieden, sie erfahren weniger Unterstützung durch Freunde und Bekannte, ebenso weniger durch ihre Partner bzw. Ehemänner.

Darüber hinaus lassen sich Subgruppen von alkoholabhängigen Müttern identifizieren: Je früher der Einstieg in den Alkoholmissbrauch/die Alkoholabhängigkeit stattfindet (bis 25 Jahre), umso gravierender die Auswirkungen auf die soziale Lage, Partnerbeziehung und die Gefühle gegenüber den Kindern. Viele dieser Frauen sind schon alkoholabhängig, wenn sie schwanger sind oder kleine Kinder haben. Das wirkt sich negativ auf die Mutter-Kind-Beziehung aus; wie die Aussagen zu den Gefühlen gegenüber den Kindern belegen.

Frauen, die nach dem 35. Lebensjahr Alkoholabhängigkeit entwickeln, scheinen dagegen etwas stabiler zu sein. Das könnte damit zusammen hängen, dass die Kinder bei Beginn der Alkoholabhängigkeit bereits in der Pubertät oder aus dem Haus sind. Sie fühlen sich durch ihre Kinder signifikant weniger belastet, als andere alkoholabhängigen Mütter.

Alle alkoholabhängigen Mütter machen Angaben zu starken Schuldgefühlen ihren Kindern gegenüber. Man kann trotz dieser Befunde sagen, dass alkoholabhängige Mütter zufrieden mit ihren Kindern sind; die Antworten liegen im positiven Bereich.

Schlussfolgernd kann benannt werden, dass es deutliche Hinweise auf verschiedene Gruppen alkoholabhängiger Mütter gibt, die sich anhand des Einstiegsalters in die Alkoholabhängigkeit, des sozialen Umfeldes, des Konsumverhaltens, der Gefühle gegenüber Kindern und Partner und auch im Hinblick auf soziale Kontakte unterscheiden lassen und die demzufolge auch unterschiedliche Beratungs- und Behandlungsbedürfnisse aufweisen.