Suchttherapie 2005; 6 - A13
DOI: 10.1055/s-2005-923734

Koinfektionen mit Hepatitisviren bei intravenösen Drogengebrauchern

J Reimer 1, J Lorenzen 1, B Baetz 2, M Backmund 3, C Haasen 1
  • 1Zentrum für Interdisziplinäre Suchtforschung, Universität Hamburg
  • 2Westfälische Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie Gütersloh
  • 3Abteilung für Suchtmedizin, Krankenhaus München Schwabing

Während Infektionen mit dem Hepatitis B Virus (HBV) und Hepatitis C Virus (HCV) bei intravenös Drogenabhängigen relativ umfangreich untersucht wurden, standen Infektionen mit dem Hepatitis A Virus (HAV) und Mehrfachinfektionen häufig im Hintergrund. In dieser Studie wurden die Serologien für HAV, HBV und HCV sowie soziodemographische und drogenassoziierte Daten bei zur Opiatentgiftung aufgenommenen Patienten (n=1512) untersucht. HAV-Antikörper waren bei 57,7%, HBV-Antikörper (anti-HBc) bei 53,0% und HCV-Antikörper bei 75,0% der Patienten. Bei 11,2% der Patienten war kein Hepatitis Marker positiv, ein positiver Marker war bei 24,7% der Patienten zu finden, zwei positive Marker bei 31,2%, und drei positive Marker bei 32,9%. Bei Patienten mit einem positiven Marker hatten 58,8% Kontakt mit HCV und 27,0% mit HAV. Bei Patienten mit zwei positiven Markern waren 46,7% positiv für HAV/HCV und 41,8% für HBV/HCV. Die Varianzanalyse legt nahe, dass die Präsenz von HAV Antikörpern mit einer niedrigeren Anzahl von Rehabilitationsbehandlungen einhergeht. Die Präsenz von HBV- und HCV-Antikörpern ist assoziiert mit höherem Alter, längerer Dauer von (intravenösem) Heroinkonsum und einer höheren Anzahl von Rehabilitationsbehandlungen.

Koinfektionen mit Hepatitisviren, auch unter Berücksichtigung von HAV, stellen eine relevante Komplikation des intravenösen Drogengebrauches dar, obwohl HAV nicht zwingend die gleichen Übertragungswege besitzt wie HBV und HCV. Die Daten unterstreichen die Notwendigkeit szenenaher Impfprogramme. Primärpräventive Maßnahmen sollten zeitlich vor oder zu Beginn der Drogenkarriere implementiert werden. Epidemiologie und Übertragungswege des HAV bei intravenös Drogenabhängigen sollten in Zukunft stärker in den Focus der Forschung genommen werden.