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DOI: 10.1055/s-2005-923732
Alkohol- & Drogensucht: Risikofaktoren bei Berufsschülern
In einer Repräsentativerhebung (n=609) an Salzburger Berufsschulen wurde Ende 2003 mittels Online-Fragebogen, der sich an der ESPAD-Studie orientierte, das Konsumverhalten der 15–25 jährigen hinsichtlich des Gebrauchs von Alkohol, Drogen und Tabak erfasst. Die erhobenen Prävalenzraten erschienen im Vergleich zu anderen repräsentativen Schulstudien relativ hoch, berücksichtigt man allerdings das Altersspektrum und die Tatsache, dass sich bereits in früheren Studien hohe Konsumraten bei BerufsschülerInnen fanden, so entspricht dies durchaus den Erwartungen.
Der nach Menge, Art und Häufigkeit sehr differenziert erhobene Alkoholkonsum wurde aufgrund der Häufigkeit in den letzten 30 bzw. 7 Tagen den Kategorien „unbedenklich“, „erhöht/regelmäßig“, „problematisch“ zugeordnet. Erwartungsgemäß zeigte sich ein deutlicher Zusammenhang zwischen Alkohol- und Nikotinkonsum. Im Hinblick auf den Konsum von illegalen Drogen geben 67% an niemals einen derartigen Konsum betrieben zu haben. Insgesamt steht Cannabis deutlich im Vordergrund, sowohl bei einfachem als auch bei kombiniertem Konsum. Die bevorzugten Kombinationen zu Cannabis sind, neben Alkohol, die halluzinogenen Stoffe (Pilze, Ecstasy). 31% der Probanden geben an, irgendwann zumindest Cannabis probiert zu haben. Konsum von Schnüffelstoffen wird immerhin von 15% angegeben. Der Ecstasy-Konsum liegt bei über 7%, Drogenpilze bei knapp 9%. Gerne kombiniert wird Alkohol mit Medikamenten (15%) sowie mit Cannabis (24%).
Freizeitaktivitäten in Vereinen bzw. Sport bieten insgesamt weder eine Verführung zu, noch einen Schutz vor erhöhtem Konsum, die Unterschiede zwischen den Gruppen sind als gering zu betrachten. Bezüglich Schulleistungen sind Drogenkonsumenten nur geringfügig schlechtere Schüler, es gibt kaum Unterschiede der Schulleistungen nach dem Schweregrad des Konsums. Deutlich erhöht angegeben werden jedoch Probleme während der Schulzeit von Drogenkonsumenten (Lern- und Konzentrationsprobleme, Leistungsstörungen, Schulangst, Schuleschwänzen, Klassenwiederholungen, Schulwechsel, Abbrüche). Dies korreliert auch signifikant mit dem Schweregrad des Konsums. Ein durchschnittlicher Wohlstand des Elternhauses bietet den besten Schutz gegen Drogenkonsum. Drogenkonsumenten geben überproportional einen unter- bzw. überdurchschnittlichen Wohlstand des Elternhauses an. Zur Wohnsituation ist anzumerken, dass Drogenkonsumenten mit steigendem Schweregrad alleine oder außerhalb der Familie leben.
Drogenkonsumenten geben auch deutlich vermehrt Probleme (Konflikte) während der Pubertät an. Es gibt weiters deutliche Zusammenhänge des Drogenkonsums mit besonderen Belastungen und negativen Erlebnissen in der Kindheit. Zusammenhänge liegen auch vor mit Drogen- bzw. Alkoholmissbrauch in der eigenen Herkunftsfamilie, mit psychischen Erkrankungen und auch mit suizidalen Komplikationen im eigenen Familienkreis. Drogenkonsumenten sind aufgrund ihrer Persönlichkeit auch deutlich risikobereiter als Nichtkonsumenten. Der Einstieg zum Alkohol- und/oder Drogenkonsum erfolgt bereits im Alter zwischen 13 und 14 Jahren mit Bier und Zigaretten. Das durchschnittliche Einstiegsalter mit Cannabis liegt bei ca. 15 Jahren. Die Konsumenten illegaler Drogen sind bei fast allen Aktivitäten deutlich jünger (Frühstarter).
13% der Befragten geben neben einem problematischen Alkoholkonsum zusätzlich einen Drogenkonsum an. 11% der Befragten glauben psychische Probleme zu haben, der Großteil davon (43%) ist dabei der Gruppe des kombinierten Alkohol- und Drogenkonsums zuzuordnen. Von den Befragten, die eine psychische Problematik angeben, befinden oder befanden sich lediglich 13% in professioneller Behandlung.