Zentralbl Gynakol 2005; 127 - A28
DOI: 10.1055/s-2005-923422

Präoperative Diagnostik und Früherkennung des Endometriumkarzinoms

KJ Neis 1
  • 1Klinikum Saarbrücken, Gynäkologische Abteilung, Saarbrücken

Das Endometriumkarzinom ist heute das häufigste Genitalkarzinom in Europa und Nordamerika. Im Gegensatz zum Zervixkarzinom, das ebenso wie seine Vorläufer durch zytologische Früherkennung gut fassbar ist, gibt es bislang für das Endometriumkarzinom noch keine wirksame Strategie der Früherkennung bei asymptomatischen Patientinnen.

Bei der Karzinogenese werden 2 Typen unterschieden: zum einen das östrogenabhängige Endometriumkarzinom, welches aus einer Endometriumhyperplasie entsteht; diese Typ I Karzinome sind meist höher differenziert und zeigen eine geringere Infiltration des Myometriums. Die Typ II Karzinome entstehen dagegen hormonunabhängig. Sie wachsen de novo ohne Vorstufen und sind meist schlechter differenziert. Histologisch werden diese Tumore meist als seropapilläre, klarzellige oder anaplastische Karzinome bezeichnet.

Beide Typen unterscheiden sich auch im Hinblick auf ihre Prognose. Diese ist bei Endometriumkarzinomen vom Typ II deutlich schlechter.

Bezüglich der Früherkennung liegen zwischenzeitlich zahlreiche Daten vor, die fast alle auf dem Transvaginalschall basieren. Hierbei zeigt sich eine hohe Sensitivität bei jedoch geringer Spezifität, so dass sich diese Technik als Vorsorgemethode bislang nicht durchsetzen konnte.

Die Endometriumzytologie hat ebenfalls keine große Verbreitung gefunden, da die Ergebnisse deutlich hinter den Erwartungen zurückgeblieben sind. Auch gibt es derzeit nur wenige Zytologen, die die Endometriumzytologie perfekt beherrschen.

Weltweit ist die fraktionierte Abrasio die verbreitetste Methode zur Abklärung atypischer uteriner Blutungen. Heute besteht Konsens darüber, dass sie immer durch eine Hysteroskopie begleitet sein sollte, da anderenfalls falsch negative Diagnosen insbesondere bei Vorliegen von Myomen oder Polypen als Blutungsursache zu erwarten sind.

Ein sinnvolles Screening ist derzeit aus mehreren Gründen nicht realisierbar. Zum einen nehmen gerade aus der infrage kommenden Altersgruppe nur ca. 10% an der Vorsorge teil. Zum anderen ist der Ultraschall in der Prä- und Perimenopause, in der 30% der Endometriumkarzinome auftreten, als Diagnostikum nicht geeignet. Dies gilt auch für postmenopausale Patientinnen unter HRT.

Bei den älteren postmenopausalen Patientinnen treten vorwiegend Typ II Karzinome auf, d.h. sie haben keine Vorläufer. Hier ist eine Frühdiagnose sowohl aufgrund des Alters der Patientin als auch aufgrund der Tumorbiologie des Karzinoms mehrfach erschwert.

Die Tatsache, dass zahlreiche, vielleicht sogar die meisten Endometriumkarzinome während des gesamten Lebens einer Frau asymptomatisch bleiben und somit, ohne dass die Patientin Schaden erleidet, nicht diagnostiziert werden, zeigt, wie ineffektiv trotz aller Bemühungen die bisherigen Strategien in der Frühdiagnostik des Endometriumkarzinoms sind und dass das Verständnis um das biologische Verhalten dieser Erkrankung zunächst noch weiter vertieft werden muss.