Zentralbl Gynakol 2005; 127 - A20
DOI: 10.1055/s-2005-923414

Aktuelle Vakzinierungsstudien

AM Kaufmann 1
  • 1Charite Campus Benjamin Franklin, Gynäkologie mit Hochschulambulanz, Gynäkologische Tumorimmunologie, Berlin

Eine notwendige Voraussetzung für die Entstehung von Zervixkarzinomen ist die Infektion mit humanen Papillomaviren (HPV). Etwa 20 als hoch-Risiko Typen bezeichnete Virustypen finden sich in 99,7% der Zervixkarzinome, wobei die HPV Typen 16 und 18 zusammen eine Prävalenz von etwa 70% haben und sich durch eine besonders hohe Karzinogenität auszeichnen. Daher werden gegen diese Typen vorrangig Impfstoffe entwickelt. Ziel prophylaktischer Immunisierung ist es, die primäre Infektion zu verhindern. Die am weitesten entwickelten Impfstoffe der Firmane Glaxo-Smith Kleine und Sanofi-Pasteur-MSD stehen bereits kurz vor der Markteinführung. Hierbei handelt es sich um „virus-like particle“ Vakzine, die aus dem Hauptstrukturprotein L1 der HPV Virushülle besteht. Diese leeren Virushüllen sind hoch immunogen und enthalten keinerlei HPV Gene, wodurch sie sehr sicher sind. In ersten verblindeten und placebo-kontrollierten Phase II Studien zeigten Probandinnen bis zu 100% Serokonversion. Die erreichten Antikörpertiter waren 100fach über jenen nach natürlicher Infektion. Die Effektivität in der Verhinderung von persistierenden HPV Infektionen, der Entstehung von zytologischen Anomalien und manifesten zervikalen intraepithelialen Neoplasien war 100%. Derzeit laufen große Zulassungsstudien. Die primäre Zielpopulation für eine Impfung sind heranwachsende Mädchen und Jungen von 9–12 Jahren und vor Aufnahme sexueller Aktivität. Aber auch für erwachsene Frauen könnte die Impfung noch protektiv wirken. Eine Ausweitung auf weitere Zielgruppen trägt der Einschluss von niedrig-Risiko Typen HPV 6 und 11 Rechnung. Diese induzieren Gentialwarzen und könnten den Impfstoff attraktiv für Erwachsene Frauen und Männer machen.

Im Falle einer bestehenden HPV Infektion oder von Krebsvorstufen und Karzinomerkrankung gibt es derzeit keine bzw. hauptsächlich operative Behandlungsmethoden. Hier wäre die weitere Entwicklung therapeutischer Vakzine wünschenswert. Obwohl zelluläre Immunantworten regelmässig nachweisbar sind und mit der Regression HPV induzierter Läsionen korrelieren, konnten bisher keine überzeugenden Impfstoffe entwickelt werden. Da prophylaktische Impfstoffe aber nicht gegen alle Virustypen schützen und derzeit Infizierte keinen prophylaktischen Schutz haben, bleibt die Entwicklung therapeutischer Impfstoffe auch nach Einführung der HPV Prophylaxe wichtig.