Die Lymphonodektomie beim Vulvakarzinom ist je nach Radikalität mit einer hohen Rate
an Wundheilungsstörungen (bis zu 85%) und einer hohen postoperativen Morbidität verbunden.
Da dem Befall der Leistenlymphknoten allerdings eine hohe prognostische Bedeutung
beikommt, wird allgemein im Schrifttum bei Tumorinfiltration >1mm eine inguinale Lymphonodektomie
empfohlen. Nach Literaturangaben liegt bei streng lateralem Tumorsitz (> 1cm lateral
der Mittellinie) und ipsilateral nodalnegativem LK-Status das Risiko einer gekreuzten
kontralateralen Metastasierung bei 0,4–3%. In den Tumorstadien I und II ist daher
durchaus eine alleinige ipsilaterale Operation unter Inkaufnahme eines zweizeitigen
Vorgehens bei postoperativ diagnostiziertem ipsilateralem LK-Befall möglich. Die Operation
sollte die oberflächlichen und tiefen Lymphknoten auch unterhalb der Fascia cribriformis
einschließen, da bei alleiniger oberflächlicher Resektion Rezidivraten von 6–10% beschrieben
wurden. Die Sentinel-Lymphknotenentfernung scheint auch an der Vulva ein gangbares
Konzept zu sein, dass derzeit noch in Studien evaluiert wird. Die Detektionsraten
an der Vulva mit einer kombinierten szintigraphischen- und Farbmarkierung werden mit
nahezu 100% und der negative Vorhersagewert ebenso hoch angegeben. Zukünftig könnte
somit die Radikalität der Lymphonodektomie für einen großen Teil der Patientinnen
deutlich gesenkt werden. Die generelle operative Entfernung der Leistenlymphknoten
bei klinisch suspekten Lymphknoten gegenüber einer primären Radiatio der Lymphknoten
korreliert gut mit den Empfehlungen der Cochrane Libery (Ansink A 2000) nach deren
Metaanalyse eine chirurgische Entfernung der RT bezüglich der Rezidivrate überlegen
ist. Der Stellenwert der zusätzlichen pelvinen LN bei Befall von >3 Leistenlymphknoten
ist im internationalen Schrifttum beim Vulvakarzinom unklar. In der von Homesley 1986
publizierten GOG-Studie zur Wertigkeit der Bestrahlung versus der operativen Therapie
von pelvinen Lymphknoten bei positiven Leistenlymphknoten wurden in der FIGO-Gruppe
III 27 Patientinnen operiert, insgesamt waren 55 pelvine LN durchgeführt worden. Bei
diesen 55 Patientinnen betrug die Rate an pelvinen LK-Filiae 28,3%. insgesamt sind
keine Daten aus randomisierten Studien zur Bewertung der pelvinen LN verfügbar.