Zentralbl Gynakol 2005; 127 - A1
DOI: 10.1055/s-2005-923395

Ausmaß der Lymphonodektomie beim Vulvakarzinom

S Ackermann 1
  • 1Frauenklinik Universitätsklinikum Erlangen, Erlangen

Die Lymphonodektomie beim Vulvakarzinom ist je nach Radikalität mit einer hohen Rate an Wundheilungsstörungen (bis zu 85%) und einer hohen postoperativen Morbidität verbunden.

Da dem Befall der Leistenlymphknoten allerdings eine hohe prognostische Bedeutung beikommt, wird allgemein im Schrifttum bei Tumorinfiltration >1mm eine inguinale Lymphonodektomie empfohlen. Nach Literaturangaben liegt bei streng lateralem Tumorsitz (> 1cm lateral der Mittellinie) und ipsilateral nodalnegativem LK-Status das Risiko einer gekreuzten kontralateralen Metastasierung bei 0,4–3%. In den Tumorstadien I und II ist daher durchaus eine alleinige ipsilaterale Operation unter Inkaufnahme eines zweizeitigen Vorgehens bei postoperativ diagnostiziertem ipsilateralem LK-Befall möglich. Die Operation sollte die oberflächlichen und tiefen Lymphknoten auch unterhalb der Fascia cribriformis einschließen, da bei alleiniger oberflächlicher Resektion Rezidivraten von 6–10% beschrieben wurden. Die Sentinel-Lymphknotenentfernung scheint auch an der Vulva ein gangbares Konzept zu sein, dass derzeit noch in Studien evaluiert wird. Die Detektionsraten an der Vulva mit einer kombinierten szintigraphischen- und Farbmarkierung werden mit nahezu 100% und der negative Vorhersagewert ebenso hoch angegeben. Zukünftig könnte somit die Radikalität der Lymphonodektomie für einen großen Teil der Patientinnen deutlich gesenkt werden. Die generelle operative Entfernung der Leistenlymphknoten bei klinisch suspekten Lymphknoten gegenüber einer primären Radiatio der Lymphknoten korreliert gut mit den Empfehlungen der Cochrane Libery (Ansink A 2000) nach deren Metaanalyse eine chirurgische Entfernung der RT bezüglich der Rezidivrate überlegen ist. Der Stellenwert der zusätzlichen pelvinen LN bei Befall von >3 Leistenlymphknoten ist im internationalen Schrifttum beim Vulvakarzinom unklar. In der von Homesley 1986 publizierten GOG-Studie zur Wertigkeit der Bestrahlung versus der operativen Therapie von pelvinen Lymphknoten bei positiven Leistenlymphknoten wurden in der FIGO-Gruppe III 27 Patientinnen operiert, insgesamt waren 55 pelvine LN durchgeführt worden. Bei diesen 55 Patientinnen betrug die Rate an pelvinen LK-Filiae 28,3%. insgesamt sind keine Daten aus randomisierten Studien zur Bewertung der pelvinen LN verfügbar.