Z Geburtshilfe Neonatol 2005; 209 - PO_13_10
DOI: 10.1055/s-2005-923306

Sekundärprävention bei drohender Frühgeburt mit Probiotika

F Schöpa 1, G Bruer 1, K Semlow 1, V Briese 1
  • 1Universitäts-Frauenklinik Rostock am Klinikum Südstadt, Rostock

Einleitung: 2/3 aller Frühgeburten sind durch Infektionen verursacht. Neben symptomatischer Therapie und der Behandlung mit Antibiotika, empfiehlt sich die lokale Stabilisierung des vaginalen Milieus.

Fragestellung: Kann durch die orale Zufuhr probiotischer Keime direkt durch die Veränderung der intestinalen Keimbesiedlung und indirekt über die Aktivierung des GALT-Systems im Darm ein zusätzlicher therapeutischer Effekt im Management der drohenden Frühgeburt erreicht werden?

Methode: In der prospektiv-randomisierten, placebokontrollierten Doppel-Blind-Studie erhielten 70 eingeschlossene Patientinnen mit drohender Frühgeburt 24.-34.SSW bis zur 37.SSW eine definierte Anzahl acidophiler Probiotika.

Ergebnisse: Die orale Zufuhr von Lactobacillen und Bifidobakterien führte im Vergleich zum Placebopräparat nicht zu einer Tragzeitverlängerung oder Senkung der Frühgeburtenrate. Tendenziell ist bei frühzeitiger Einnahme (Beginn <26.SSW) im Vergleich zum Placebo eine Tragzeitverlängerung ermittelt worden. Die Frühgeburtenrate von 20% in einem Risikokollektiv mit drohender Frühgeburt liegt deutlich unter den in der Literatur angegebenen 30–40%.

Schlussfolgerung: Im Sinne einer Sekundärprävention bei drohender Frühgeburt führt die Langzeitapplikation von Probiotika vor der 26.SSW tendenziell zu einer Tragzeit-

verlängerung, hier kann eine kasuistische Empfehlung gegeben werden. Der positive Placeboeffekt unterstreicht eine psychosomatische Komponente.