Z Geburtshilfe Neonatol 2005; 209 - PO_13_3
DOI: 10.1055/s-2005-923299

Immunmodulatoren zur Therapie der Multiplen Sklerose bei Frauen im fertilen Alter

WE Paulus 1, S Schloemp 1, F Stoz 1
  • 1Institut für Reproduktionstoxikologie, KH St. Elisabeth, Ravensburg

Einführung: Glatirameracetat – ein Gemisch aus synthetischen Polypeptiden – ist seit 1997 in den USA zur Behandlung der Multiplen Sklerose zugelassen. Der Wirkstoff soll durch Bildung von Antigen-Suppressor-Zellen die immunologischen Prozesse gegen Myelin unterbrechen. Beim Menschen wurden bisher weltweit nur drei Schwangerschaften publiziert, die im Rahmen einer Studie mit subkutaner Applikation von Glatiramer eingetreten waren. Davon entschloss sich eine Patientin zum Schwangerschaftsabbruch, während die beiden anderen nach Absetzen der Therapie gesunde Kinder gebaren (Johnson et al 1995). Methoden: Im Rahmen einer prospektiven Followup-Studie wurden von unserem Pharmakovigilanz- und Beratungszentrum zwischen 2000 und 2004 sieben Schwangerschaftsausgänge nach Anwendung von Glatirameracetat in der Frühgravidität erfasst. Ergebnisse: Auf der Grundlage der Fachinformation entschlossen sich alle Patientinnen zum Absetzen der Medikation nach Feststellung der Schwangerschaft. Neben einem Schwangerschaftsabbruch aus Fehlbildungsangst sowie einem Spontanabort (8.SSW) wurden fünf ausgetragene Schwangerschaften mit gesunden Neugeborenen registriert. Die Behandlungsdauer während der Schwangerschaft betrug zwischen 11 und 154 Tagen nach Konzeption (Median: 32 Tage) mit einer Tagesdosis von 20mg Glatirameracetat. Bei stabiler Grunderkrankung waren keine weiteren therapeutischen Interventionen in der Schwangerschaft erforderlich. Schlussfolgerung: Hinweise auf ein erhöhtes Abort- oder Fehlbildungsrisiko nach Eintritt einer Schwangerschaft unter Glatirameracetat lassen sich bislang nicht erkennen. Zum Ausschluss einer Risikozunahme für kongenitale Anomalien ist jedoch eine Erweiterung des exponierten Kollektivs erforderlich.