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DOI: 10.1055/s-2005-923298
Antibiose mit Cotrimoxazol in der Frühschwangerschaft – Risiko für die embryonale Entwicklung?
Einführung: Wegen einer möglichen Einwirkung auf den Folsäurestoffwechsel wird in den Fachinformationen der pharmazeutischen Industrie vor einer Anwendung von Cotrimoxazol (Sulfamethoxazol/Trimethoprim) in der Frühschwangerschaft gewarnt. Methoden: Im Rahmen einer prospektiven Followup-Studie wurden von unserem Pharmakovigilanz- und Beratungszentrum zwischen 1990 und 2003 356 Schwangerschaftsausgänge nach Anwendung von Cotrimoxazol in der Frühgravidität dokumentiert. Mithilfe des Statistikprogrammes SAS wurden matched pairs gebildet, d.h. jeder behandelten Schwangeren wurde ein nicht exponierter Fall mit ähnlichem Gestationsalter bei Anfrage (±1 SSW) und ähnlichem mütterlichem Alter (±3 Jahre) zugeordnet. Die beiden Kollektive wurden mithilfe des einseitigen Fisher's Exact Testes auf Unterschiede im Schwangerschaftsausgang überprüft. Ergebnisse: Die Spontanabortrate nach Einnahme von Cotrimoxazol unterschied sich mit 8,9% (28/314) nicht signifikant vom Kontrollkollektiv mit 11,6% (40/346). Anomalien fielen nach Medikation mit Cotrimoxazol (12/286=4,2%) nicht häufiger auf als im Kontrollkollektiv (15/306=4,9%). Ein homogenes Fehlbildungsmuster nach intrauteriner Exposition mit Cotrimoxazol in der Frühgravidität ließ sich nicht erkennen. Allerdings lag die Rate der Schwangerschaftsabbrüche ohne embryopathische Indikation nach Therapie mit Cotrimoxazol im I.Trimenon (42/356=11,8%) signifikant (p<0,0001) über dem Anteil in der Kontrollgruppe (10/356=2,8%). Schlussfolgerung: Eine akzidentelle Antibiose mit Cotrimoxazol in der Frühgravidität führte in unserem Kollektiv nicht zu einem erhöhten Abort- oder Fehlbildungsrisiko. Aufgrund der Verunsicherung durch die Patienteninformation entschlossen sich jedoch viele Schwangere zum Abbruch.