Z Geburtshilfe Neonatol 2005; 209 - PO_13_1
DOI: 10.1055/s-2005-923297

Muttermilchernährung und kindliches Adipositasrisiko: eine Metaanalyse

T Harder 1, R Bergmann 1, JW Dudenhausen 1, A Plagemann 1
  • 1AG 'Experimentelle Geburtsmedizin', Klinik für Geburtsmedizin, CVK, Charité-Universitätsmedizin Berlin

Vor ca. 75 Jahren wurden erstmals Befunde publiziert, nach denen Muttermilchernährung, im Vergleich zu „künstlicher“ Ernährung, mit einem geringeren Risiko der Entwicklung von Adipositas im späteren Leben assoziiert ist. Wir führten international erstmals zu dieser Fragestellung eine Metaanalyse durch. 23 Studien (19 Kohortenstudien, 4 Fall-Kontroll-Studien) erfüllten die Einschlusskriterien. Die gepoolte Odds ratio für Adipositas bei Muttermilchernährung, mit Formulaernährung als Referenz, betrug 0,75 (95% Konfidenzintervall: 0,69–0,82; random effects model). Die Definition von Adipositas hatte nur einen geringen Einfluss auf den gepoolten Effektschätzer. Für Studien, die auf Konfounder adjustiert waren, bestand nur ein geringer, nichtsignifikanter Unterschied zwischen der unadjustierten (0,73; 95% Konfidenzintervall: 0,67–0,80) und der adjustierten gepoolten Odds ratio (0,78; 95% Konfidenzintervall: 0,72–0,86). Die Stilldauer zeigte mittels gewichteter Metaregression eine invers lineare Beziehung zum Adipositasrisiko nach Stillen. Diese Ergebnisse zeigen, dass Muttermilchernährung einen deutlichen, unabhängigen protektiven Effekt auf das Adipositasrisiko im späteren Leben hat. Stillen sollte angesichts weltweit dramatisch steigender Übergewichtsprävalenzen verstärkt als Primärprophylaxe von Adipositas propagiert und gefördert werden.