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DOI: 10.1055/s-2005-923243
Sexuelle Gewalterfahrungen in der Kindheit: Ein unterschätzter Risikofaktor in der geburtshilflichen Betreuung
Einleitung: Sexuelle Gewalterfahrungen in der Kindheit (SGK) können ungünstige Auswirkungen auf die geburtshilfliche Situation haben, sind den meisten Geburtshelfern jedoch für ihre Patientinnen nicht bekannt. Um die klinische Relevanz von SGK zu überprüfen, haben wir die Prävalenz bei 226 Frauen drei bis acht Monate nach einer Entbindung untersucht.
Methodik: Einfragebogen wurde an Frauen, welche sich zur Studienteilnahme bereit erklärt hatten, gesendet.
Ergebnisse: Die Prävalenz von SGK war mindestens 11.5% und maximal 14,6%, wenn Frauen welche SGK nicht ausschließen konnten als positiv gewertet wurden. Weitere 1,3% der Frauen hatten als Erwachsene sexuelle Gewalt erlebt. Die meisten Täter kamen aus dem engen sozialen Umfeld des Mädchens. 42.3% der Frauen berichtet über eine länger andauernde Gewaltsituation von mindestens 6 Monaten und 80% der Frauen, die eine konkrete Angabe zu ihrem Alter bei Beginn der SGK machen konnten, waren zu diesem Zeitpunkt unter 14 Jahre alt.
Schlussfolgerung: Mindestens jede 10. Frau, welche sich zu einer geburtshilflichen Betreuung vorstellt, hat als Kind sexuelle Gewalt erlebt. Da SGK einen ungünstigen Einfluss auf die kindliche und mütterliche Gesundheit haben können, sollten speziell für diese Frauen entwickelte Betreuungsmodelle angeboten werden.