Einleitung: Die völlige kortikale Erblindung ist eine seltene Komplikation im Rahmen einer schweren
Gestose.
Falldarstellung: Die stationäre Aufnahme der 38 jährigen IG/0P (BMI: 42) erfolgte mit 30+1 SSW wegen
Hypertonie und Proteinurie ohne klinische Symptomatik. Trotz antihypertensiver Therapie
kam es zu ansteigenden Blutdruckwerten, einer massiven Proteinurie (11g/24h) und einem
pathologischen CTG. Mit 31+1 SSW wurde die Schnittentbindung durchgeführt. (Knabe,
Gewicht:1030g, Kopfumpfang:26cm, Länge:38cm, APGAR 6/8/9 NapH: 7.25). Acht Stunden
später erblindete die Patientin beidseits. Das Augenkonsil ergab einen unauffälligen
okulären Status. Kernspintomographisch imponierte der Befund wie eine akute Ischämie
im Ödemstadium großflächig occipito-temporal und hochparietal beidseits, sowie im
Thalamus. Daraufhin wurde sie in die Neurologische Universitätsklinik Heidelberg verlegt.
Unter antihypertensiver Therapie kam es nach 2 Tagen zu einer kompletten Rückbildung
der Amaurose und sie konnte ohne Visuseinschränkung und mit unauffälligem neurologischen
Status zurückverlegt werden. Die weitere Genesung von Mutter und Kind war unauffällig.
Diskussion: Wie aus der Literatur bekannt, war die kortikale Blindheit nur temporär. Aussergewöhnlich
bei dieser Patientin war, dass sie vor dem Ereignis keine zentrale Symptomatik (Kopfschmerzen,
Augenflimmern) oder eine Hyperreflexie aufwies und erst nach der Entbindung erblindete.