Zeitschrift für Phytotherapie 2005; 26(5): 227-229
DOI: 10.1055/s-2005-922110
Praxis
Behandlungsprobleme
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Erkältungs-krankheiten

Karin Kraft
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Publication Date:
07 December 2006 (online)

Klinische Vorbemerkungen

Erkältungskrankheiten sind Ursache der meisten Arbeitsausfälle. Erreger sind zu 90 % Viren, meist aus der Gruppe der Rhinoviren. Bei einem Teil der Infekte schließt sich eine bakterielle Sekundärinfektion an. Virale Infekte und Sekundärinfektionen treten häufiger bei vorübergehenden oder ständigen Schwächen des unspezifischen (angeborenen) oder spezifischen (erworbenen) Immunsystems auf. Begünstigend wirken Zugluft, kaltes Wetter und überheizte Räume. Die Schleimhäute der oberen Atemwege werden reflektorisch minderdurchblutet, wenn der Körper (besonders der Unterkörper) kurzfristig unterkühlt oder schlecht durchblutet wird. Dieser Reflex und ausgetrocknete Schleimhäute infolge von überheizten Räumen begünstigen das Eindringen von Erregern.

Phytotherapeutische und allgemeine Maßnahmen Zur Therapie bei viral bedingten Erkältungskrankheiten eignen sich alle Maßnahmen, die die natürliche Funktion der Schleimhäute der oberen Luftwege unterstützen, die Symptome lindern und das Immunsystem unterstützen. Bei den ersten Infektzeichen kommen heiße Tees, Bäder mit pflanzlichen Extrakten und Fußbäder in Frage (s.u. Phytobalneotherapie). Nach Ausbruch der Erkältungskrankheit steht die Linderung der typischen Symptome wie Schnupfen, Halsschmerzen, Heiserkeit und evtl. des Fiebers im Vordergrund. Bewährt sind dabei als äußerliche Anwendungen: Nasenspülungen, Halswickel, Inhalationen und Erkältungsbäder mit ätherischen Ölen sowie Maßnahmen, die das Schwitzen fördern; auch pflanzliche Sekretolytika und Expektoranzien, die ätherische Öle, Schleimstoffe und Saponine enthalten, gelangen hier zum Einsatz; heiße Erkältungsbäder (mit Fichten- oder Kiefernnadelöl, Eukalyptus- oder Thymianöl, Campher oder Menthol); als innerliche Anwendungen: zur Verstärkung der fiebersenkenden Wirkung kann im Anschluss an das heiße Bad ein Tee mit schweißtreibenden Drogen getrunken werden (s.u. schweißtreibende Drogen); für Entzündungen in der Mundhöhle und bei Pharyngitis sind Pastillen, Lutschtabletten und Gurgellösungen mit pflanzlichen Extrakten sinnvoll; für Infekte der oberen Atemwege eignet sich besonders die Inhalation von ätherischen Ölen, für die unteren Atemwege Hustentropfen oder -sirup als ethanolisch-wässrige Tinkturen. Trockenextrakte in verschiedenen festen Arzneiformen stehen zur Behandlung von Sinusitis und Bronchitis zur Verfügung. Stellenwert der Phytotherapie Vergleichbare chemisch definierte Präparate existieren nicht. Arztgestützte Selbstmedikation wird empfohlen. Eine Therapie mit Antibiotika ist weder bei der viral ausgelösten Erkältungskrankheit noch bei der unkomplizierten bakteriellen Superinfektion indiziert.

Prof. Dr. med. Karin Kraft

Lehrstuhl für Naturheilkunde, Klinik und Poliklinik für Innere Medizin

Ernst-Heydemann-Str. 6

18057 Rostock

Email: karin.kraft@med.uni-rostock.de

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