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DOI: 10.1055/s-2005-921854
Schwere hepatische und pulmonale Hypersensitivitätsreaktion nach Behandlung mit Sulphasalazin und Sulfonamid-Antibiotikum
Hintergrund:
Sulphasalzin führt bei einem Fünftel der behandelten Patienten zu meist leichten unerwünschten Wirkungen, wie Erbrechen, Übelkeit, Fieber oder leichtem Hautausschlag. Ernste Nebenwirkungen, wie Leberversagen und pulmonale Schädigung, sind selten. Wir berichten hier von einem 50 Jahre alten Patienten der nach Behandlung mit Sulphasalazin und Cotrimoxazol (Trimethoprim-Sulfamethoxazol) eine schwere, mehrere Organsysteme betreffende Hypersensitivitätsreaktion entwickelte.
Anamnese und körperliche Untersuchung:
Der Patient hatte seit Februar 2005 bei psoriatischer Arthritis 2g Sulphasalazin täglich eingenommen. Anfang März traten erhöhte Temperaturen sowie ein juckendes Exanthem auf. Es wurde bei Nachweis eines Hämophilus-Keims im Rachenabstrich Cotrimoxazol verordnet. Innerhalb weniger Tage kam es hierunter zu einer akuten Exazerbation mit Fieber bis 39,4°C und einem generalisierten Exanthem an Rumpf und Extremitäten. Der Patient wurde stationär aufgenommen; Sulfasalazin und Cotrimoxazol wurden abgesetzt. Eine Therapie mit Prednisolon 120mg täglich wurde unter der Vorstellung einer Typ IV-vermittelten Immunreaktion eingeleitet. Der Patient wurde uns bei massiver Transaminasenerhöhung (GPT >2000 U/l) mit progredienter Leberinsuffizienz zuverlegt.
Verlauf und Beurteilung:
Bei unter Corticosteroiden weiter fallenden Leberfunktionsparametern wurde der Patient in der Transplantationsmedizin vorgestellt. Im Verlauf kam es jedoch zu einer Besserung der Leberparameter sowie der klinischen Beschwerden. Der Patient entwickelte dann sechs Tage nach Aufnahme akut Dyspnoe mit ausgeprägter Zyanose. Der pO2 lag unter 2 Liter O2 bei 58mm Hg. In der Bildgebung per CT zeigten sich unscharfe fleckige Infiltrate, vereinbar mit Sulfasalzin-induzierter Pneumonitis. Unter Fortführung der Steroide kam es im Verlauf einer Woche zu einer Reduktion der Infiltrate und einer klinischen Erholung.
Diskussion:
Die Symptomatik des Patienten ist am ehesten als idiosynkratische Sulfasalzin/Sulfonamid-induzierte Typ IV-Hypersensitivitätsreaktion zu interpretieren. Der definitive Nachweis einer hypersensitiven Genese soll nach Ausschleichen der Steroide durch einen Lymphozytentransformationstest erbracht werden. Die Kombination von Sulfasalazin mit einem Sulfonamid-Antibiotikum könnte bezüglich der Induktion einer Arzneimittelreaktion synergistisch wirken und so schwerste Sulfasalazin-Nebenwirkungen bedingen.