Zentralbl Gynakol 2005; 127 - A4
DOI: 10.1055/s-2005-920964

Katamenialer Pneumothorax als mögliche Folge einer Endometriosis extragenitalis – Ein Fallbericht

K Bobermien 1, D Arndt 1, S Möller 1, G Köhler 1
  • 1Klinik und Poliklinik für Gynäkologie und Geburtshilfe der Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald

Einleitung: Das Vorkommen einer Endometriosis extragenitalis als Ursache für das Auftreten eines zyklusabhängigen Spontanpneumothorax ist sehr selten. In der Weltliteratur sind bisher ca. 100 Fälle beschrieben worden. Ein solcher Fall soll folgend demonstriert werden. Kasuistik: Die 31-jährige Patientin stellte sich im Juni 2003 in unserer Kinderwunschsprechstunde aufgrund einer primärer Sterilität unter der Verdachtsdiagnose Endometriose vor. Anamnestisch gab die Patientin an, in der Zeit zwischen 1999 bis dato sechs Mal an einem Spontanpneumothorax erkrankt gewesen zu sein. Dieser trat immer im Zusammenhang mit der Menstruation am ersten Zyklustag auf. Im Mai 2002 waren im Rahmen eines Mantelpneumothorax im unteren rechten Hemithorax eine Thorakoskopie, Lungenspitzenresektion bei kleinbullösen Veränderungen der rechten Lunge und die Jod-Pleurodese erfolgt. Ein erneutes Rezidiv erbrachte die Verdachtsdiagnose Endometriosis extragenitalis der Pleura, welche histologisch zu keiner Zeit gesichert werden konnte. Nachfolgend wurde die Patientin über ein Jahr mit Cerazette therapiert, um eine Amenorrhoe zu erreichen und somit einen erneuten Spontanpneumothorax zu verhindern.

Um eine genitale Endometriose als Ursache für die primären Sterilität auszuschließen, führten wir die diagnostische Laparoskopie und Chromopertubation durch. Intraoperativ stellten sich Endometrioseherde in der Excavatio rectouterina, auf der Blasenumschlagsfalte und auf dem Ligamentum sacrouterinum links dar, die mittels Probeexzision histologisch gesichert werden konnten. Die Chromopertubation war beidseits prompt positiv. Wir empfahlen der Patientin eine anschließende 3-monatige Therapie mit GnRH-Analoga und nachfolgend eine Konzeption im ersten Menstruationszyklus anzustreben, ggf. im Rahmen des IVF-Programms. Schlussfolgerung: Obwohl die Diagnose Endometriosis extragenitalis der Pleura histologisch nicht gesichert werden konnte, muss der Verdacht aufrecht erhalten werden, da durch die medikamentös eingeleitete Amenorrhoe das erneute Auftreten eines Spontanpneumothoraxes verhindert wurde. Zu erklären ist die Entstehung der extragenitalen Endometriose der Pleura durch die These der lymphatischen und vaskulären Metastasierung. Zusätzlich erhärtet sich der Verdacht aufgrund der nachgewiesenen Endometriosis genitalis interna. In jedem Fall sollte aber eine Endometriosis extragenitalis als Ursache eines katamenialen Pneumothoraxes in Betracht gezogen werden.