Zentralbl Gynakol 2005; 127 - A3
DOI: 10.1055/s-2005-920963

Langzeitergebnisse nach kombinierter Endometriosetherapie in Abhängigkeit vom Proliferationszustand der Endometriose

D Arndt 1, K Bobermien 1, H Heyer 1, G Schwesinger 2, G Köhler 1
  • 1Klinik und Poliklinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald
  • 2Institut für Pathologie, Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald

Fragestellung: Die kombinierte Endometriosetherapie nach Semm wird häufig zur Primärtherapie eingesetzt, wobei als Medikation GnRH-Analoga zum Standard geworden sind. Da der therapeutische Effekt einer hormonellen Therapie differiert und die Endometriose eine zu Rezidiven neigende Erkrankung ist, evaluierten wir die Effektivität der Drei-Phasen-Therapie unter Berücksichtigung des Proliferationszustandes der Endometriose bei der Primärdiagnose. Methode: In einer retrospektiven Studie wurden 105 Patientinnen untersucht, die einer Drei-Phasen-Therapie nach Semm mit sechsmonatiger GnRH-Analoga-Applikation zugeführt wurden. Die endoskopische Klassifikation der Endometriose erfolgte nach dem rAFS-Score. Zur histologischen Verifizierung erfolgten Probebiopsien. Der Proliferationszustand der Endometriose wurde prätherapeutisch in den histologisch positiven Biopsien immunhistochemisch durch die Expression des Proliferationsmarkes MIB-1 bestimmt und entsprechend der Dekoration in 4 Gruppen eingeteilt: keine Dekoration, geringe Dekoration (<10%), mäßige Dekoration (10–50%), starke Dekoration (>50%). An Hand eines ausführlichen Fragebogens wurde das rezidivfreie Intervall bestimmter Symptome und die damit verbundene Effektivität dieser Therapieoption erhoben. Ergebnisse: Nach 1Jahr traten im Mittel bei 12% der Patientinnen erneut Dysmenorrhoen und bei 8 bzw. 14% wieder Dyspareunien und Unterbauchbeschwerden auf. Bezogen auf die prätherapeutische Expression des Proliferationsmarkers MIB-1 imponierte ein signifikanter Unterschied. So gaben Patientinnen mit fehlender Dekoration in den endometrialen Läsionen in 18% Dysmenorrhoen, dagegen Patientinnen mit einer starken prätherapeutischen Dekoration nur in 6% erneute Dysmenorrhoen an. Dieser Unterschied ließ sich auch bei den anderen Symptomen nachweisen. Nach 5 Jahren betrug die kumulative Rezidivrate aller Symptome 56%. Auch hier zeigte sich ein deutlicher Vorteil bei den Patientinnen mit einer starken prätherapeutischen Dekoration des Proliferationsmarkes MIB-1 (Rezidivrate 40%) Der postoperative Beobachtungszeitraum betrug im Mittel 8,5 Jahre. Schlussfolgerungen: Durch die kombinierte Endometriosetherapie werden gute Heilungsraten erreicht. Nach einem kurzen rezidivfreien Intervall treten erneut endometriosetypische Beschwerden auf. Die Rezidivraten sind vom Proliferationszustand der Endometriose abhängig. Je höher die Proliferationstendenz bei der Primärdiagnose, desto länger ist das rezidivfreie Intervall. Für die klinische Praxis ergibt sich daraus folgende Konsequenz: Eine Endometriose muss möglichst früh diagnostiziert und therapiert werden, bevor ein Übergang in eine proliferativ inaktive Endometriose erfolgt. So können die Rezidivraten vermindert und das rezidivfreie Intervall deutlich verlängert werden.