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DOI: 10.1055/s-2005-920809
Anatomische Grundlagen für Beckenbodenrekonstruktionen mit Polypropyleneimplantaten (Prolift*Gynecare)
Fragestellung: Die genitale Senkung bei Beckenbodeninkontinenz im höheren Alter der Frau ist trotz unterschiedlicher Operationsverfahren immer noch eine Erkrankung mit hoher Rezidivrate. Häufig sind eine Kolpokleisis bzw. Kolpektomie die letzte Therapieoption. Neue innovative Operationstechniken mit dem Einsatz von Netzimplantaten vordere oder hintere Beckenbodeninsuffizienzen erlauben sowohl die anatomische Rekonstruktion, als auch die Aufrechterhaltung der Funktionalität des Beckenbodens, insbesondere der Kohabitationsfähigkeit.
Ziel der Arbeit ist es, die anatomischen Grundlagen der Beckenbodenrekonstruktion mit Implantaten an anatomischen Präparaten darzustellen.
Material und Methode: Gemäß der von der französische TVM Gruppe 2004 beschriebenen chirurgischen Technik erfolgte die Rekonstruktion des anterioren und des posterioren Beckenbodenkompartimentes mit Polypropyleneimplantaten (Prolift*Gynecare) an fünf Alkohol-Glycerin fixierten anatomischen Präparaten. Mithilfe hierfür neu entwickelter Instrumente wurde das anteriore Implantat hängemattenartig unteralb des Blasenbodens positioniert. Zwei seitliche Implantatarme, ausgeleitet im Bereich der antero- und posteromedialen Ecken des Foramen obturatum beidseits, sichern die spannungsfreie Implantatlage.
Zur Rekonstruktion des hinteren Kompartimentes wird zwischen der Vaginalhinterwand und dem Rektum ebenfalls ein Implantat mit zwei seitlichen Armen spannungsfrei implantiert. Diese verlaufen durch die Ligamenta sacrospinalia und die Fossae ischioanales beidseits und ermöglichen gleichzeitig eine Scheidensuspension.
Nach der Rekonstruktion des anterioren und des posterioren bzw. des mittleren Beckenbodenkompartiments wurden anatomische Präparation durchgeführt und die Lage der Implantate sowie die relevanten Strukturen dargestellt.
Ergebnisse: Der Einsatz des Implantates im anterioren Beckenbodenkompartiment ermöglicht die Korrektur sowohl einer Traktions- als auch einer Pulsionscystocele. Das posteriore Implantat rekonstruiert die hintere Vaginalwand und suspendiert den Scheidenapex in gleicher Weise. Der standardisierte Ablauf der Operation hatte eine identische Implantatpositionierung in allen fünf anatomischen Präparaten zur Folge. Darüber hinaus variierte die Distanz zu den benachbarten neurovaskulären Strukturen nicht. Es erfolgte eine detailierte bildliche Darstellung der Implantatlage und der topographischen Beziehung zu relevanten neurovaskulären Strukturen.
Schlussfolgerung: Bei standardisertem Vorgehen der Implantation der Netze zur Rekonstruktion des Beckenbodens sind relevante neurovaskuäre Strukturen nicht gefährdet. Mit den neu entwíckelten Instrumenten steht somit eine minimal invasive Therapieoption für die Behandlung des Rezidivierenden Genitalprolapses zur Verfügung, die weiterreichende Massnahmen wie Kolpokleisis oder Kolpektomie vermeiden kann.