Hintergrund/Ziele und Forschungsfragen: Obwohl in den zurückliegenden Jahren zunehmend Frauengesundheitsforschung in Deutschland
betrieben wurde, gibt es noch immer Forschungsdefizite in diesem Bereich. Die vorliegende
Untersuchung analysiert wichtige Charakteristika der Gesundheitsversorgung von Frauen
anhand der Daten des Gesundheitssurveys „Study of Health in Pomerania“ (SHIP) bezüglich
(1) Inanspruchnahme des Gynäkologen und Krebsvorsorgeuntersuchungen, (2) Prävalenz
von gynäkologischen Operationen und (3) Einnahme von oralen Kontrazeptiva (OC) sowie
menopausalen Hormonen (MHT). Material und Methoden: SHIP ist eine populationsbezogene Studie in Vorpommern, welche 4310 Teilnehmer im
Alter von 20 bis 79 Jahren umfasst. Insgesamt wurden 2186 Frauen hinsichtlich soziodemographischer
Faktoren, reproduktiver Gesundheit, Inanspruchnahme medizinischer Leistungen und Einnahme
von Sexualhormonen untersucht. Die Daten wurden mittels Gewichtung an die bekannte
Alters- und Geschlechtsverteilung der Bevölkerung angepasst. Ergebnisse: An einer Krebsvorsorge nahmen 77.7% aller befragten Frauen teil und 69.8% berichteten
im vergangenen Jahr beim Gynäkologen gewesen zu sein. Fast die Hälfte der Frauen gab
an, mindestens einmal gynäkologisch operiert worden zu sein. Die Mehrheit der Probandinnen
(67.7%) nahm im Laufe ihres Lebens OC ein. Von den über 40-Jährigen hatten 28.2% Erfahrungen
mit MHT. In der Gruppe der OC-Anwenderinnen betrug die Einnahmedauer im Durchschnitt
9 Jahre, in der der MHT-Anwenderinnen 5 Jahre. Schlussfolgerungen und Diskussion: Unsere Ergebnisse liefern einen Überblick über die frauenspezifische medizinische
Versorgung in der Studienregion. Die Inanspruchnahme medizinisch-gynäkologischer Leistungen
liegt über dem Bundesdurchschnitt. Weiterhin wird deutlich, dass Frauen in Vorpommern
eine hohe Lebenszeitprävalenz für gynäkologische Operationen, OC und MHT haben. Die
verbreitete und lange Anwendung von MHT muss angesichts nachgewiesener Risiken kritisch
betrachtet werden.