Gesundheitswesen 2005; 67 - VF_P43
DOI: 10.1055/s-2005-920731

Ein Beitrag des Berliner Herzinfarktregisters (BHIR) zur leitliniengerechten Therapie? Ergebnisse für spezielle Zielgruppen im zeitlichen Vergleich von 1999–2003

B Maier 1, G Kallischnigg 2, R Schoeller 3, KP Schüren 4
  • 1Berliner Herzinfarktregister
  • 2Institut für Gesundheitswissenschaften TU-Berlin
  • 3DRK Kliniken Westend, Berlin
  • 4Vivantes Auguste-Viktoria-Klinikum, Berlin

Hintergrund: Trotz der Existenz von Leitlinien ist vielfach belegt, dass Leitlinien im klinischen Alltag nicht immer eingehalten werden. Dies trifft besonders zu für spezielle Zielgruppen, wie z.B. ältere Patienten oder Frauen, weil die Entwicklung der Leitlinien auf den Ergebnissen klinischer Studien beruht, die schon aufgrund ihres Studiendesigns spezielle Zielgruppen häufig nicht berücksichtigen. Es stellte sich deshalb die Frage, wie sich die leitliniengerechte Therapie bei älteren (<75 Jahre) und jüngeren Patientinnen und Patienten im Rahmen der Aktivitäten eines klinischen Registers voneinander unterscheidet und über die Zeit verändert. Methode: Von 1999–2003 wurden im BHIR prospektiv in 10 Berliner Krankenhäusern Daten zur stationären Behandlung von 3468 Herzinfarktpatientinnen und -patienten erfasst. Über 75 Jahre alt waren 592 Frauen und 358 Männer, 75 Jahre und jünger waren 623 Frauen und 1895 Männer. Ergebnisse: Entwicklung der leitliniengerechten Therapie über die Zeit (1999–2003): Frauen (<=75J.): Zunahme Einsatz der Reperfusion 18%, initiale Beta-Blocker 13%, initiale ACE-Hemmer 24%, Zunahme Entlassungsmedikation 5% Beta-Blocker, 19% ACE-Hemmer und 37% CSE-Hemmer. Männer (<=75J.): Zunahme Einsatz der Reperfusion 18%, initiale Beta-Blocker 10%, initiale ACE-Hemmer 19%, Zunahme Entlassungsmedikation 11% Beta-Blocker, 18% ACE-Hemmer und 38% CSE-Hemmer. Frauen (>75J.): Zunahme Einsatz der Reperfusion 15%, initiale Beta-Blocker 25%, Zunahme Entlassungsmedikation 21% Beta-Blocker, 10% ACE-Hemmer und 37% CSE-Hemmer. Männer (>75J.): Zunahme Einsatz der Reperfusion 12%, initiale Beta-Blocker 26%, initiale ACE-Hemmer 10%, Zunahme Entlassungsmedikation 37% Beta-Blocker, 15% ACE-Hemmer und 63% CSE-Hemmer. Die Ausgangslage der Leitliniengerechtigkeit war bei Frauen und Älteren geringer. Schlussfolgerung: Im Rahmen der Aktivitäten des BHIR konnte eine beeindruckende Zunahme an leitliniengerechter Therapie für alle untersuchten Patientengruppen gezeigt werden.