Gesundheitswesen 2005; 67 - VF_P41
DOI: 10.1055/s-2005-920729

Erkennung schmerzbezogener Risikofaktoren bei stationärer Aufnahme in einer neurologischen Klinik und deren gesundheitsökonomische Bedeutung

G Lindena 1, K Gerbershagen 2, HU Gerbershagen 3
  • 1CLARA Klinische Forschung Kleinmachnow
  • 2Krankenhaus Barmbek Hamburg
  • 3Institut für Schmerzforschung Mainz

Hintergrund/Ziele und Forschungsfragen: Bei neurologischen Patienten liegen keine systematischen Untersuchungen zur Prävalenz, Schwere und Chronifizierung von Schmerzen und zu deren gesundheitsökonomischen Aspekten vor. Material und Methoden: 400 Patienten einer neurologischen Klinik füllten bei Aufnahme einen epidemiologischen Fragebogen aus. Sie wurden nach Schmerzen in den letzten 12 und 3 Monaten gefragt. Die Schmerzschwere wurde nach v. Korff, die Chronizität mit dem MPSS, die Depressivität/Angst mit dem HADS, die Lebensqualität mit der SF-12, die sozioökonomischen Faktoren mit 12 Versorgungsfragen (letzte 3 Monate) und Nutzung des Gesundheitswesens (lebenslang) mit 4 Fragen erfasst. Ergebnisse: Das Durchschnittsalter betrug 58,5±18,5 Jahre, 51% waren Frauen. 78% der Patienten hatten in den letzten 12 Monaten Schmerzen. Den Schweregraden III und IV wurden 43,3% der Patienten, den Chronifizierungsstadien II und III 67,8% zugeordnet. Diese Patienten waren signifikant stärker depressiv, ängstlicher und erlebten eine deutlich reduziertere Lebensqualität als Patienten ohne Schmerzen. Während der letzten 3 Monate hatten 61,8% der Schmerzpatienten 2 Ärzte verschiedener Fachgebiete 5,8 mal aufgesucht und 1,5 mal Ambulanzen. Physiotherapie wurde von 26,9% beansprucht mit 10 Sitzungen. 30,2% waren stationär aufgenommen worden mit einer Verweildauer von 11,4 Tagen. 55% nahmen Medikamente ein. Insgesamt in ihrer Krankengeschichte hatten 79,1% der Patienten wegen der Schmerzen im Schnitt schon 3,2 Ärzte konsultiert und 12,7% zusätzlich einen Schmerzspezialisten. 43,8% der Patienten waren wegen ihrer Schmerzen hospitalisiert und 33,9% operiert worden. Nur 26,5% hatten Rehabilitationsmaßnahmen durchgeführt. Schlussfolgerungen und Diskussion: Diese Daten beweisen einen interdisziplinären Versorgungsbedarf für chronisch Schmerzkranke und geben Hinweise auf die ethische und gesundheitsökonomische Notwendigkeit einer integrierten Versorgung von chronischen Schmerzpatienten.